Ribarska noc in Kroatien

Erwin Barilich

von Erwin Barilich

Story

1980 im Sommer waren wir, meine Frau und ich, unser Ă€ltester Sohn mit seiner Frau, sowie unser jĂŒngster Sohn auf der Suche nach einem Campingplatz an der kroatischen KĂŒste. Zwei CampingplĂ€tze hatten wir schon besichtigt, der eine lag zu nahe an der Straße, der andere war zu groß, eine richtige Zeltstadt, das war nicht nach unserer Vorstellung. Ein einfaches Schild wies auf“Camping Planirat“ und wir schauten uns das an. Es gab dort etwa 10 bis 12 Zelte, die sanitĂ€ren Anlagen waren einfach, aber sauber, und wir konnten unseren ZeltanhĂ€nger etwas abseits in einer kleinen Waldlichtung aufstellen. Dieser schöne ruhige Platz, nahe einer kleinen Bucht, gefiel uns sehr gut, der einzige Nachteil war, dass wir etwas weiter zu den Duschen hatten.

Schon bei unseren frĂŒheren Urlaubsaufenthalten war uns immer wichtig, auch mit Einheimischen in Kontakt zu kommen und so haben wir aus diesem Grund daheim uns schon ein bisschen mit Serbokroatisch befasst. Der Campingplatz gehörte zu Lokva Rogoznica, ein Ort nahe bei Omis, der weiter oben am Berg liegt. Eines Nachmittags besuchten wir diesen Ort und erreichten ihn in einer knappen Stunde. Offensichtlich kamen selten Urlauber hierher, denn wir erregten Aufsehen, es kamen gleich einige Frauen aus ihren HĂ€usern, begrĂŒĂŸten uns, fragten, woher wir kommen, und wie lange wir bleiben. Wir fragten nach einem Gasthaus, da wir sehr durstig waren. Es gab aber keines, daher fĂŒhrten sie uns zu Iwan, der könnte uns bewirten. Wir begrĂŒĂŸten uns, er fĂŒhrte uns in seinen Keller, wo er an einem kleinen Tisch den Schinken festklemmte, und mit einem Messer, das an beiden Seiten einen Griff hatte, hauchdĂŒnne Scheiben herunter hobelte. Diese ließ er uns kosten, ebenso den Wein. Danach servierte er uns in seinem Hof Wein, Wasser, Prosciutto und Brot und es kamen immer mehr Einheimische dazu, es wurde sehr lustig und viel gelacht.

Sie luden uns auch fĂŒr den nĂ€chsten Abend zur Ribarska noc (Fischernacht) ein. Es gab dort den Brauch, jĂ€hrlich ein Wettfischen zu veranstalten. Wir beobachteten, wie die Fischer mit kleinen Booten im seichten Wasser langsam herumfuhren, einer ruderte, der andere stand vorne am Bug, leuchtete mit einer grellen Karbidlampe ins Wasser und stach mit einem langstieligen Dreizack die Fische heraus. Diese Fische wurden dann in der Ribarska noc fĂŒr alle Dorfbewohner zubereitet.

Am nĂ€chsten Abend wurden wir im Dorf herzlich begrĂŒĂŸt, es waren schon viele Tische aufgestellt, uns wurden PlĂ€tze angeboten. In einem großen Kessel wurde die Fischsuppe zubereitet und an alle ausgeteilt, dazu gab es Brot. Der Wein wurde in einem 3 l HĂ€fen mit beidseitigem Henkel weiter gereicht und machte an unserem Tisch, wir waren 8 Personen, mehrmals die Runde. Es ging sehr lustig zu und es wurde auch viel gesungen, jedoch unsere Sprachkenntnisse reichten bei Weitem nicht aus, so gab es natĂŒrlich auch MissverstĂ€ndnisse, die sehr erheiternd waren.

Es war ein schönes Fest, ein Hoch der kroatischen Gastfreundschaft!

© Erwin Barilich 2020-06-07

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