Riesengroße Liebe – Abfalter und Adhara

MarcelTheAtterseePirate

von MarcelTheAtterseePirate

Story
Untersberg bei Salzburg

Einer der Bewohner des Untersbergs, der sich nur selten blicken ließ, war der Riese Abfalter. Abfalter bedeutet Apfelbaum, doch er war viel größer als der größte Apfelbaum, den du je gesehen hast. Er war also nicht leicht zu übersehen, aber niemand wusste so genau wo er sich herumtrieb. Der Untersberg war sein Reich – ein bunt bevölkertes Reich. Er mochte die Zwerge, Wilde Frauen und all die Anderen, die sich um seinen Berg kümmerten. Selbst die Wilde Jagd, jene unheimlichen Gesellen, die meist in den Raunächten um den Berg tosen, mochte er, aber eben auf seine Art.

Wie er nun – nach seinen Maßstäben – nach kurzer Zeit, denn für uns Menschen wären es wohl viele Jahre, von einer Reise zu seinem Berg zurückkehrte, ließ er sich auf der Bergkante nieder. Seine Füße baumelten hinab und er schaute, was sich alles in seiner Abwesenheit getan hatte. Da entdeckte er Adhara, als diese auf einer Bergwiese Kräuter sammelte. Von nun an saß er jeden Tag dort und beobachtete sie bei ihrem Tagwerk. Ein Riese kann sich schlecht verstecken und so winkte sie ihm im Vorübergehen fröhlich hinauf. Denn wenn man umgeben von wundersamen Wesen aufwächst, erschrickt man beim Anblick eines Riesen nicht.

So kam es, wie es wohl kommen musste. Denn schon unsere Oma wusste, Gelegenheit macht Liebe. Der Riese Abfalter verliebte sich in die hübsche Adhara. Ungeduldig wartete er darauf, dass sie ihre morgendliche Runde durch die Wälder beendete. Denn immer zur Mittagszeit kam sie, auf dem Weg zurück zu den Wilden Frauen, am Fuße jener Felswand vorbei, auf der er sehnlich wartete.

Um sich das Warten zu verkürzen, nahm er Felsen und schleuderte sie so weit er nur konnte. Vielleicht wollte er Adhara auch nur ein wenig mit seiner Kraft imponieren, das soll bei männlichen Wesen ja durchaus vorkommen. Wie auch immer, viele Felsen und Hügel zeugen noch heute von seiner immensen Kraft. Von den Stadtbergen Salzburgs, bis Kuchls Georgenberg oder sogar bis Golling flogen die von ihm geworfenen Felsen. Die Stelle an der er auf die Mittagszeit und somit Adhara wartete ist noch heute deutlich am Untersberg zu sehen, denn durch sein ungeduldiges hin und her wetzen hat sich eine Mulde gebildet, die heute noch Mittagsscharte genannt wird.

© MarcelTheAtterseePirate 2023-08-06

Genres
Romane & Erzählungen, Science Fiction & Fantasy
Stimmung
Abenteuerlich, Unbeschwert, Mysteriös
Hashtags