Ritter zu Rosss

Fenja Harbke

von Fenja Harbke

Story

Rosen schnitt man am besten direkt nach der Blüte zurück. Dann trieben sie wieder aus. Im Hexengarten stand nur ein einziger Strauch rosafarbener Heckenrosen, die Dorika mit dicken Gartenhandschuhen und ihrer Schere bewaffnet zu Recht stutzte. Sie summte vor sich hin, um den Lärm der Hauptstraße zu verdrängen und hexte ein wenig, um den verwelkten Blütenblättern andere Farben zu geben. So achtete sie nicht auf das Hufgeklapper, das den Weg entlang kam.
Erst als es streng nach Pferd roch, sah sie auf. Der Hexenhut schirmte sie gut gegen die Sonne ab und so sah sie einen hübschen, jungen Mann, der ihr entgegen lächelte. Oben auf dem Rücken eines Pferdes.“
Seid gegrüßt, holde Maid.“
„Ähm… hallo.“ Sie legte den Kopf schief. Er sah fast wie ein gewöhnlicher Reiter aus, wie sie hier oben manchmal auf dem Weg zu Feld und Wald vorbeikamen. Und er sah gut aus. Etwa in Donikas Alter. Und sein weißes Pferd war riesig. Das musste es wohl auch sein, um ihn tragen zu können.
„Was für ein wunderschöner Tag. Und am Wegesrand entdecke ich eine Rose, die frisch erblüht mich auf meinem Weg grüßt.“
„Eigentlich sind die schon verwelkt und ich schneide… oh… ohhhh.“ Mit behandschuhtem Zeigefinger deutete Donika schließlich fragend auf sich. Der Reiter lachte.
„Nicht so bescheiden, meine Holde. Du brauchst dich wohl kaum hinter Dornen zu verstecken.“
„Kann ich behilflich sein?“ Donika schnitt den letzten Ast ab und zog sich die Handschuhe von den Fingern.
Der Reiter lächelte. „Wenn ich Euren Namen erfahren darf, wäre ich schon froh.“
„Dorika.“
„Ah, Dorika. Das bedeutet die Rote. Was für ein treffender Name.“
„Und du bist?“
„Magnus. Magnus von Karlsfeld. Und das ist meine treue Rosinante.“ Er klopfte dem Pferd gegen den Hals und es schwenkte den Kopf, um an den Holzäpfeln zu knabbern.
„Sagt, schöne Donika, wann können wir uns wieder sehen?“
„Naja, ich wohne hier.“ Donika wies zu ihrem Hexenhäuschen hinüber. „Ich bin eine Hexe und das ist mein Hexenhaus.“
„Ich bin mir dessen bewusst.“ Er lächelte noch immer, aber nicht mehr so breit, dass man all seine Zähne sehen konnte. „Würdet Ihr mit mir zu Abend speisen?“
War das eine Einladung zu einem Date? Nachdem sie kaum eine Begrüßung ausgetauscht hatten? Was war das überhaupt für einer? Gut aussehen tat er ja.
„Fragst du mich als Frau, oder mich als Hexe?“
„Ich frage Euch in Eurer Gesamtheit. Alles an Euch. Ich möchte Euch näher kennenlernen.“
Dorika hab den Eimer mit dem Grünschnitt auf und hängte die Handschuhe über den Rand.“Wenn du die Dienste einer Hexe in Anspruch nehmen willst, dann frag einfach.“
„Und wenn es mein Begehr ist, Euch kennenzulernen?“
Die Hexe legte den Kopf schief. Es war merkwürdig. Nicht nur seine Art zu sprechen, sondern vor allem, dass er des Weges kam und sich aus dem Nichts für sie interessierte.
„Ich muss meinen Kater füttern. Galoppier weiter. Du weißt ja jetzt, wo ich wohne.“
Tatsächlich glaubte Dorika, eine enttäuschte Miene zu sehen, als er Rosinante wieder antrieb und erhobenen Hauptes davon ritt.

© Fenja Harbke 2024-01-31

Genres
Science Fiction & Fantasy
Stimmung
Komisch, Unbeschwert
Hashtags