von Heidi Reiter
Letztes Mal waren wir wieder mal mit meinen Mädels nach dem Theaterbesuch in unserem Lieblingsbierlokal. Das ist schon seit jeher Tradition und ohne den „Augustin“ geht es eigentlich gar nicht. Da wir Frauen ja im Gegensatz zu Männern immer über lebenswichtige Themen diskutieren, haben wir wieder mal unsere Haushaltsgehilfen etwas näher unter die Lupe genommen und nein – wir meinen damit nicht unser männliches Pendant, sondern einen Saugroboter, der uns neben all unseren anderen Arbeiten das Leben etwas erleichtern soll. Eine meiner Girls erzählt, wie cool dieses Teil ist und dass sie es gar nicht mehr missen möchte, denn die Zeit, die sie sich mit Saugen erspart, kann sie auch gerne für die angenehmen Seiten des Lebens nutzen und auch schon mal die Füße hochlegen, während der kleine, fleißige Gehilfe seine Runden dreht. Ich werde jetzt schon ganz neugierig, denn dieses Teil habe ich noch nicht in meinem Ensemble und ich frage ganz wissbegierig nach, wie Ihr gutes Stück heißt und wo ich ihn bestellen kann. Noch am selben Abend checke ich im Internet das besagte Modell und kann es kaum erwarten bis mein Faktotum endlich bei mir zu Hause ankommt. Als ich ihn auspacke, könnte ich wirklich fast schreien vor Begeisterung, denn ich bin mir jetzt schon sicher, dass ich meinen alten, manuellen Staubsauger nun nie mehr persönlich einsetzen werde. Leider ist der Roboter natürlich noch saftlos und ich muss mich noch etwas in Geduld üben, was nicht unbedingt zu meinen primären Stärken zählt, aber was tut man nicht alles für einen neuen Haushaltsgehilfen. Da bei mir diese Geräte immer einen Namen bekommen, taufe ich ihn Roberto, da er mich an einen meiner verflossenen Freunde erinnert, der auch immer so schnittig und wendig aussah. Nach zwei Stunden ist es so weit und wir schreiten gemeinsam zur Tat, ich denke mir nur noch „push the button“ und schon geht es los, aber leider ist es in der Realität dann doch nicht so wie ich es mir vorgestellt hatte. Roberto saust kreuz und quer durch den Raum, bleibt nie auf einer Linie und wenn er einen Krümel sieht, macht er prompt eine Kurve und fährt daran vorbei. Mit Kabeln hat er ebenfalls ein Riesenproblem und man glaubt, dass er mit dem Kabel fast einen Zweikampf führt, so bäumt er sich davor auf. Ich sitze in der Küche und genieße gerade meinen Latte, als er mit einem irren Tempo um die Ecke kommt und mich auch gleich anpöbelt, er will nämlich unbedingt über das Sitzgestell meines Stuhls fahren und nimmt regelrecht Anlauf, um die Hürde zu überwinden. Da er es natürlich nicht schafft, fängt er immer wieder von vorne an, bis es mir echt zu blöd wird und ich aufstehe und ihn wieder auf seine ursprüngliche Position bringe. Ich bleibe hinter ihm stehen und justiere ihn immer wieder aufs neue, sodass er auch wirklich nichts übersieht und seine Route beibehält. Aber kaum habe ich ihn wieder zurechtgerückt, macht er gleich wieder eine Kurve. Dieses Spiel dauert ungefähr 30 Minuten – aber nur für einen Raum, wo ist hier bitte die Zeitersparnis frage ich mich und muss mich jetzt wirklich wundern über die Sinnhaftigkeit meiner tollen Investition. Ich glaube, hier kann man nicht mal mehr von Umwegsrentabilität sprechen. Ich schalte daher meinen lieben Roberto wieder aus und bringe ihn zurück auf die Basis. Nachdem ich jetzt ja ohnehin schon von meinem Latte gestärkt bin, kann ich auch gleich selbst saugen und denke mir Selbsterkenntnis ist der erste Schritt zur Besserung und ich weiß jetzt genau, dass ich meinen alten Staubsauger nicht gegen einen Roberto eintausche. Eure Cleo !
© Heidi Reiter 2024-09-15