Der Zauber vom Rosenbad

Daniela Adler

von Daniela Adler

Story

Freudig schlüpfe ich in mein Sommerkleidchen, die Haare sind hochgesteckt. Bevor ich die Wohnung verlasse, nehme ich mein großes gelbes Handtuch, zieh Flip Flops an u schließe die Tür. Im Sommer verbring ich gerne viel Zeit an meinem Rückzugsort, mein Wohnzimmer, wie ich es liebevoll nenne.

Es ist immer derselbe Parkplatz, es sind immer dieselben Stufen, die ich runterhüpfe, um dann einzutauchen in meine Welt der Erholung. Jedes Mal sitzt Frau P., die Grand Dame, die alles im Überblick hat, an der Kassa. Wir kennen uns, grüßen uns freundlich. „Das Wasser ist heute traumhaft“, verrät sie mir. Jedes Mal husche ich an den Kabinen vorbei, tratsche mit dem Bademeister, bevor ich mich auf meine Bank neben dem Wasserbecken zwischen den Rosenbüschen setze. Weiße, gelbe, pinke, rote, zieren das Wasserbecken, meine Augen freuen sich. Und erst d Geruch. Die Rosen duften herrlich in der Nase.

Ja, ich bin wieder da. Angekommen.

An diesem Ort verläuft alles ruhiger u gemächlicher. Ein feiner Geheimtipp, der eigentlich keiner mehr ist. An heißen Sommertagen hört man Kinderlachen, d Liegewiesen sind moderat mit Menschen voll, hauptsächlich Einheimische gönnen sich hier ein Sonnenbad. Wir kennen uns, nicken uns zu, ab u an wird ein freundliches Wort gesprochen.

„Wie schön ist es heute, ein Paradies“. „Wir haben es gut“, höre ich M. aus dem Becken rufen. Das Rosenbad verzaubert seine Besucher*innen mit seiner Schlichtheit u Natürlichkeit, seinem Charme der 80er, da sind wir uns einig.

Noch immer sitze ich auf „meiner“ blauen Bank, schließe meine Augen u genieße die letzten Spätsommer-Sonnenstrahlen. Heute ist es kühler als sonst. Und doch angenehm warm. Es ist bereits Abend. Doch genügend Zeit um das zu tun, was ich immer tue. Meine Zehen berühren das erfrischende Nass. Ich tauche ein in die Tiefe des Beckens, tauche ab, fühle mich schwerelos. Lass meinen Körper treiben. Denke nichts. An diesem Spätsommerabend ziehe ich nochmals ganz bewusst meine Bahnen, das Wasser kühlt meine Haut, es ist herrlich. Ich schwimme! Lass mich vom Wasser tragen. Ich bin federleicht, schwebe förmlich.

Es ist spät geworden. Die Sonne versinkt am Himmel, letzte Strahlen blitzen durch die Bäume, spiegeln sich im Wasser, ein prächtiges Farbenspiel ist d Krönung des Tages. Es ist niemand mehr da, ich bin wieder einmal die Letzte, das kommt öfter vor. Gezielt geht er auf mich zu, schaut mich an u meint, „Wenn du dann gehst, sperr ich zu.“ Ich bin gleich fertig. Noch eine Zigarette, ich bin wehmütig. Ich dreh mir das Handtuch um meinen noch nassen Körper, nehme mein Kleidchen, meinen Schlüssel, werfe einen allerletzten Blick zurück. Das vertraute Ritual, nur mehr heute, denke ich.

Kein Sommer wie damals. Ruhiger, bewusster, freudvoller. These lovely days have flown my way! Ja, die Tage sind wie im Flug vergangen, doch die Erinnerung bleibt. Der Zauber des Sommers ist in diesem besonderen Jahr vorbei.

„Mein“ schönes prächtiges Rosenbad! Auf Wiedersehen, I’ll see you ❤️

© Daniela Adler 2020-09-06

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