von Alexander Riedl
Morgens in der Sonne am See sitzen, das glitzernde Wasser vor Augen. In den Ohren den sanften Gang der Wellen, die gleichmäßig an die Barke schlagen, die Stille in gleich lange Pausen teilen. Vor mir fahren Boote aus, Tretboote, kleine Namensschifflein. Ich sehe das Boot mit Deinem Namen, daneben Meinen. Es fährt fort, ich sehe ihm nach, es sticht in See. So sitze ich, in völligem Gleichgewicht mit allem Geschehen um mich. Denn ich segle genauso auf mein Herzland zu, in meinem Namen, werde übersetzt, von meinem Bruder, lege an und gehe an Land. Da gab es ein Gespräch mit dem fremden Mädchen. Sie erzählte mir von ihren Plänen, auszuwandern. Sie war ganz interessiert an mir, an meinem Leben. Sie wolle nach Südamerika gehen um dort zu leben, mir stand Ähnliches im Sinn. Das Gespräch war nur von kurzer Dauer, was blieb, ihr Lächeln. Von diesem See nimmt unser beider Leben seinen Ausgang, sagte ich ihr.
Sie fragte laut wie es wohl wäre, diese Reise auf einem Boot zu machen.
„Ganz furchtbar, glaube ich.“
„Wieso das?“
„Weil ich nicht aus eigenem Antrieb vorankommen würde, sondern vom Wind mich treiben lassen müsste. Dabei würde ich zwar lernen, mit allen Winden zu segeln, doch entspricht es mir nicht in meinem Weiterkommen von der Windstärke abhängig zu sein.“
Da bestätigte sich, was ich schon lange wusste, dass ich nur durch eigene Kraft, zu Fuß, diesen Weg gehen kann. Das Mädchen schwieg zur Antwort. Welch großes Glück, verstanden zu werden, sich nicht ständig erklären zu müssen. Aus diesem Einverständnis, ging ich gleich leichter, federleicht, weiter zu einem Ort der mir aus früherer Zeit bekannt war, an den sich gute Erinnerungen knüpften. Aus dieser Zeit, hatte ich dort einen alten Freund, bei dem ich, hoffentlich, ohne meine Ankunft ankündigen zu müssen, nächtigen werde dürfen. Mein Weg zu ihm führte aus der Stadt am See hinauf auf ein Plateau, von dem aus man nur wenige Meter sah. Er verlief weiter über steile Berghügel, ich hüpfte von einem zum anderen, kam bald auf einen höheren Aussichtspunkt, wo ich mir einen Überblick verschaffen konnte. Die grüne Wiesenlandschaft zu meinen Füßen war gespickt mit mehreren Seen, kleine Wasserlaken die hier und da heranwuchsen, zu größeren Massen, übervoll von den reichen Regengüssen der vergangenen Wochen. Dazwischen paar Felder, brach oder spärlich beackert, Korn und Kartoffeln. Weiter, immer weiter vorwärts stieß es mich, über Hügel, vorbei an Seen zu den Flüssen, den Reißenden. Mit ihnen strömte ich, lief ein in die Stadt der Rosen. Ihr Duft in meiner Nase, ein schwerer Duft, wies mich durch das Dunkel sicher zum Ziel, trotz der Blasen an meinen Fersen, trotz der Müdigkeit lief ich bis zum Ort, wo ich meinen Freund aufzufinden hoffte. Auf dem offenen Platz, unter den Arkaden, war er zu Hause. Es war Licht, vor dem ich zu stehen kam, keuchend an die Tür pochte. Er war da, erinnerte sich nach kurzer Musterung und öffnete mir die Tür. Bei ihm verbrachte ich die Nacht im Erdgeschoss, schlief wie ein Stein.
© Alexander Riedl 2022-08-25