Roter Karneol

Matthissa Tirok

von Matthissa Tirok

Story
Wien


Karneol (von mittellateinisch carneolus) ist eine undurchsichtige bis schwach durchscheinende, zweifarbig rot-weiß bis orange-weiß gebänderte Varietät des Chalcedons. Er besteht somit aus Quarz in faseriger Form, dessen feinkristalline Struktur erst unter dem Mikroskop sichtbar wird. Karneol wird ausschließlich zur Herstellung von Schmucksteinen verwendet. Die Herkunft der Bezeichnung Karneol ist nicht eindeutig. Die lateinische Bezeichnung im Mittelalter war corneolus, die schon allgemein vom Jahre 1078 an verwendet wurde. Später wurde der Stein auch cornelius genannt.

In der Physica, dem lateinisch abgefassten medizinischen Werk der Hildegard von Bingen (1098–1179), wird der Stein cornelius oder ähnlich genannt. In der so genannten Pariser Handschrift der Physica aus den Jahren 1425–1450 ist das Kapitel 4–23 über den Karneol überschrieben mit De Cornelione. Wie es dort heißt, sei der Stein „wegen seiner Farbe nach der Kornelkirsche benannt“ worden. In anderen Sprachen beginnt die Bezeichnung für Karneol meist mit corn, also einem o als zweitem Buchstaben. So geht nach dem New English Dictionary von Murray, Oxford 1893, der detailliert die Herkunft des Wortes behandelt, das heutige englische Wort cornelian für Karneol auf die mittelenglische (1000–1500) Bezeichnung corneline zurück, die ihrerseits vom altfranzösischen corneline stammt.

Laut Hans Lüschen: Die Namen der Steine, Basel 1979, ist die häufigste Form dieses mittellateinischen Namens corneolus, daneben cornelius und corniol. Die Herleitung aus dem lateinischen corneus = hörnern (die Verkleinerungsform davon ist corneolus) sei nicht so einleuchtend wie die aus dem lateinischen cornus = Kornelkirschenbaum (von dem die Verkleinerungsform ebenfalls corneolus ist) und cornum = Kornelkirsche. Beschreibungen in alten Büchern über Steine hätten die Farbe des Karneols mit der des Fleisches oder des Spülwassers von Fleisch verglichen. Darauf könnte es beruhen, dass sich im 15. Jahrhundert die Formen mit a, nämlich carniol, carneolus usw. durchsetzten. Carneolus sei als der Fleischfarbene verstanden worden. Im Mittelalter wurde der Karneol bisweilen in Amuletten getragen, die gegen Verzauberung schützen sollten. Hildegard von Bingen zählt ihn zu den wichtigsten Heilsteinen; er hilft angeblich u. a. gegen Blutungen, Kopfschmerz, Husten und Erkältungskrankheiten. Esoteriker ordnen den Karneol den Tierkreiszeichen Widder, Stier und Skorpion zu. Außerdem steht er nach Raphaell für den Planeten Mars (Planet) und nach Uyldert für den Planeten Jupiter. Der Schriftsteller und Dichter Theodor Körner ordnete den Karneol in seinem Gedicht Die Monatssteine dem Monat Juli zu. Als Heilstein soll der Karneol in der Lage sein, Arthritis, Depressionen, Neuralgien und Rheuma zu heilen, sowie Fieber und Infektionen zu lindern. Außerdem soll er die Vitalität fördern. Wissenschaftlich ist hiervon nichts belegt.

© Matthissa Olensky 2023-09-13

Genres
Romane & Erzählungen
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Herausfordernd, Informativ, Inspirierend