Rufst Du mich an.

Manfred G. Prossinger

von Manfred G. Prossinger

Story

Nur soviel vorab: Es geht um Begegnungen. Das Leben als Gebrauchtwagenhändler. Um Erlebnisse mitunter. Doch lesen Sie selbst …

Der Tag beginnt holprig. Zu viele Termine. Zu viel Telefon. Irgendwie unrund alles. Letztlich noch die unverhoffte Zugfahrt in Richtung Nordkette. Jetzt. Heute, am Tag vor dem langen Wochenende. Sparschiene findet nicht statt. DafĂĽr noch eine kurzfristig eingeschobene Besichtigung beim Automobilclub des Vertrauens. Ein arroganter JĂĽngling bei der Kfz-Zulassungsstelle. Und. Stopp. Aus jetzt.

Muttern versucht mit einer Suppe zu retten, was noch zu retten ist. Es geht Richtung Bahnhof. Der Bahnsteig voll wie die ersten 10 Reihen beim Ed Sheeran-Konzert. Zug fährt ein. Tür auf. Raucher mit Entzugserscheinung raus. Restliche Meute rein. Um es kurz zu machen: Der vermeintlich freie Fensterplatz war reserviert. Ob des Anblicks meines bereits schwer in Mitleidenschaft gezogenen Sitznachbarns (und der damit verbundenen Geruchskulisse) verzichtet die nette Dame auf ihr Vorrecht des Sitzplatzes. Das Drama nimmt seinen Lauf. Die nächste Dose Pilsener wird geköpft. Sprühnebel. Herrlich. Der Kopf brummt. Mein Schulter an Schulter Sitzender tritt offensichtlich seine Wintersaison an. Slowakischer Pizzakoch auf dem Weg ins Schneeparadies. Jenseitig des Ganges sitzt seine Frau. Debatten. Er schnarcht weg. Mittendrin eine Film-Crew, lautstark, penetrant. Es ist Freitag und ich mag einfach nur, dass dieser Tag zu Ende geht. Doch noch ist es nicht soweit! Deutschland. Telefonieren unmöglich. Immerhin 2018. Nächster Halt: Mein Sitznachbar stürmt los, um seinen Nikotinhaushalt zu regulieren. Kommt wieder. Pennt weiter.

Innsbruck endlich. Verabschiedung höflich. Seine Augen sind freundlich, respektvoll. Er verspürt Druck und weiß, was in den nächsten Monaten abgeht: Quattro Stagioni jagt Diavolo. Margherita ohne Käse zum Drüberstreuen. Machs gut und komm gut wieder heim. Nach Bratislava. Kosice. Oder wo immer Du Dich zu Hause fühlst.

Abholung durch den Verkäufer. Habe ich schon erwähnt, um welches Fahrzeug es heute geht? Renault. 18 Jahre alt. Allrad. In Kooperation mit STEYR PUCH. Hellhörig geworden? Der Kontakt zum VeräuĂźerer verlief bis dato eher schleppend. Einsilbig. MĂĽhsam. Einer von der Sorte HALLO. Sie kennen das? Man ruft an und der Gesprächspartner nennt nie seinen Namen. Nicht am Rohr, nicht auf WhatsApp, nicht im SMS. Einfach nur Hallo. Nicht unfreundlich. Aber unpersönlich. HALLO holt mich ab. Am Bahnhof. Audi älteren Baujahres. „Hallo“. Ja, „hallo“. HALLO hat Stress. Muss zum Arzt. VORSICHT!!! Das ist Taktik. Der Verkauf will möglichst schnell abgewickelt werden. Es geht Richtung Hall. Schotterplatz. Absperrgitter. So sehen Plätze aus, an denen Exportautos landen. Vor dem Export. Nun also: Alm oder Afrika? Um ein Bild zu vermitteln. Hier stehen Peugeot 504 (… der kam offensichtlich aus der entgegengesetzten Richtung?) … Fortsetzung folgt.

© Manfred G. Prossinger 2019-05-07