von Landmaedel
Es gibt dieses unglaubliche schöne und berührende Lied in Kärnten. Schon als Kind hat es mich fasziniert. Das “Radl der Zeit”. Doch was soll das eigentlich sein? Damals als kleines Mädchen habe ich einfach nicht verstanden, wieso ausgerechnet das ein Begräbnislied ist, wenn es doch so eine schöne Melodie hat. Nun verstehe ich es ein wenig mehr.
„Es wor erst gestern so kummts ma via,dass i gspielt hob als Kind… .“ Die unbeschwerte Kindheit, die man sich oft zurückwünscht und doch unwiederbringlich vorbei ist. Zeiten, Dinge, Ort an die man sich zurückerinnert und sich wünschen würde, doch noch einmal kurz in die Vergangenheit zu Reisen um dies nochmal zu erleben oder zu sehen.
„Amol noch wonn is so nochdenk allan,mecht i das Radl der Zeit hinterdrahn…“ Jeder von uns hat diesen Moment in den er/sie nochmal gerne hinein springen würde, einfach um es nochmal zu erleben. Diese eine Freundin nochmal unbekümmert in den Arm zu nehmen um ihr zu sagen „Du bist mir wichtig“. Den lustigen Abend mit den Freunden an dem ihr das letzte Mal alle zusammen wart, abermals zu erlebe. Dem Partner, denn man auf tragische Weise verloren hat, ein letztes Mal zu sagen wie sehr man ihn liebt. Es gäbe unzählige Momente zu denen ich das “Radl der Zeit” zurückdrehen würde. Vielleicht auch um manches Geschehen anders zu machen oder den Verlauf ganz umzugestalten. Doch leider ist dieses Rad nur eine Metapher.
Unser aller Leben dreht sich jede Sekunde, Minute und Stunde weiter. Es ist ein Kreislauf. Wir werden geboren. Wir leben und wenn die Zeit kommt, dann gehen wir auch wieder. Die meisten von uns wissen nicht, wann dieser Augenblick da sein wird. Andere entscheiden sich dafür den Zeitpunk selbst zu wählen. Alles in allem, es bleibt die Erinnerung und das “Radl” der Zeit dreht sich weiter.
„Amol noch möcht i mit dir lei allan,gonz a klans bissl die Zeit hinterdrahn. …“ Ich würde vieles dafür geben gewisse Personen in meinem Leben nochmal kurz zurückzuholen. Einfach ein kleines bisschen zurückzuspulen wie bei einem alten Kassettenrekorder. Doch dann stellt sich die Frage, was würde es bringen? Danach müsste ich wieder Abschied nehmen und mehr als die Erinnerung würde wieder nicht bleiben.
Auch mein “Radl der Zeit“ dreht sich andauernd weiter. Jetzt gerade, morgen und hoffentlich noch etliche Jahrzehnte. Gewissheit habe ich keine. Wer hat die schon? Doch ich versuche in der Zeit die bleibt schöne Erinnerungen für mich und andere zu hinterlassen.
Denn „Wochsn neie Gleis in die Zeit, hot a jeda sein Zü.Und da Meinige schliaßt sich on…“ Auch unsere Zeit wird vergehen. Vielleicht nicht heute, vielleicht nicht morgen, doch irgendwann ist es so weit und dann schließt sich der Kreis und das “Radl der Zeit“ fängt für die nächsten an.
„Schen longsom und stü.“
© Landmaedel 2022-07-02