Sag zum Abschied leise Servus

WANABE

von WANABE

Story

Seit Wochen ignorierte ich vehement, wie müde mein 16-jähriger Hund Beppo schon wirkte. Im Haus hatten wir schon Teppiche ausgelegt, damit er sein steifes Hinterteil wenigstens teilweise unter Kontrolle haben konnte. An den schlechten Tagen trug ich ihn die 6 Stufen in den Garten hinunter und wieder hinauf. An den besseren kämpfte er sich mühselig nach ob und wirkte stolz über seine Leistung. Mittlerweile stand ich auch am Wochenende um 5.30 Uhr auf, damit er rechtzeitig seine Blase entleeren konnte um den gelegentlichen Unfällen, die passiert waren, vorzubeugen. Tagsüber, wenn er mit mir im Homeoffice war, schlief er beinahe den ganzen Tag selig und wenn ich morgens mit der Leine in der Hand zur Gartentüre spazierte, folgte er mir schwanzwedelnd. Sein Appetit war ebenfalls der alte geblieben und so kämpften wir uns durch die Tage. Seit einer Woche lagen morgens meist kleine Kotstücke neben seinem Bett und mir entging nicht, dass er sich dafür schämte, aber ich räumte es rasch weg, lächelte ihn an uns sagte “Das kann schon passieren, wenn man alt ist”. Ist ja auch nichts dabei, wenn man als Mutter von zwei Kindern jeweils 3 Jahre Windeln gewechselt hat.

Am Gründonnerstag konnte er am Nachmittag nicht mehr aufstehen und blieb auf seinen Hinterbeinen sitzen und da endlich begriff ich, dass dies kein Leben für einen Jagdhund war. Weinend rief ich die Tierärztin an und bat um einen Termin für den nächsten Tag. Beppo legte ich im Garten ins Gras in die Sonne und setzte mich neben ihn, streichelte ihn und sagte “Ja, so geht das nicht”. Es brach mir das Herz, aber ich wollte tapfer und nicht egoistisch sein. Der Abend verlief ruhig und ich blickte wie gewohnt immer wieder in seine Richtung während wir fern sahen.

Nachts um 3 Uhr hörte ich wie sich Beppo umdrehte und sein Halsband etwas schepperte und da ließ es sich nicht mehr verleugnen. Haltlos liefen mir die Tränen über die Wangen, denn ich wusste, das war die letzte Nacht, in der ich diese Geräusche hören würde. Der Morgenspaziergang schnürte mir die Kehle zu, diese schreckliche Gewissheit. Beppo blieb immer wieder stehen und sah sich um – ein Abschied, den ich kaum ertragen konnte. Am Vormittag setzte ich mich neben ihn, streichelte ihn und er legte seine Schnauze liebevoll in meine Hand. Meine Tränen tropften auf sein Fell und es sah aus als würde eine Träne in seinem Auge glänzen.

Am Nachmittag war es soweit. Mein Freund trug Beppo in die Praxis und die Tierärztin betäubte ihn, während wir ihn hielten und streichelten und langsam wurde er müde und schlief ein. Ich heulte wie ein kleines Kind. Jetzt ist es 24 Stunden her – ständig fehlt er mir. Sein Schlafplatz ist genauso leer, wie sein Fressplatz, es ist still – viel zu still. Jetzt erst merke ich wie ich jeden Tag tausendmal zu seinem Platz geschaut habe, ob er schläft, was er macht… Sechseinhalb wunderbare Jahre hat er uns begleitet. Wenn ich heimkam, hat er mich immer begrüßt, als wäre ich Jahre weg gewesen! Er fehlt und das tut furchtbar weh.

© WANABE 2021-04-03

Hashtags