Salzburg, Fehlalarm und swingin‘ Mülln

Klaus Schedler

von Klaus Schedler

Story

„Wumm“ machte die Kirchentür hinter uns und „tschuldigung“ rufend hastete ein eher stämmig gebauter Benediktinermönch an uns vorbei durch die Schwingtür ins Innere der Salzburger Müllnerkirche. Erst nachdem er sich überzeugt hatte, dass noch alles am rechten Platz war, machte er eine tiefe Verbeugung vor dem Tabernakel.

„Grüß Gott, Pater, was war das denn jetzt?“ frage ich. „Falscher Alarm“ sagte er lachend „ … wenn jemand verbotenerweise den Altarraum betritt, bekomme ich einen Anruf und dann schau ich sofort nach.“ So kamen wir ins Gespräch. Er stellte sich als Pfarrer Franz Lauterbacher vor, doch alle kannten ihn als Pater Franz und später erfuhr ich, dass er unter Salzburgern gemeinsam mit „seiner“ Müllnerkirche als anerkannte Institution gilt.

Wir erzählten, dass meine liebe Frau und ich uns anlässlich unseres 25jährigen Hochzeitsjubiläums ein richtig touristisches Salzburgwochenende geschenkt hätten. Seit einiger Zeit hatten die Österreichischen Bundesbahnen recht preiswerte Städtereisen inkl. Hotelaufenthalt angeboten. Mit einer geringen Zuzahlung fuhren wir sogar per 1. Klasse. Keine stressige Autofahrt und Parkplatzsuche am Zielort, sondern einfach nur herumbummeln und schauen. Nun zum Abschluss eines ruhigen Samstages wollten wir uns einen Besuch im berühmten Gastgarten des Müllnerbräu gönnen. Zuvor musste aber noch die Kirche besichtigt werden. Offen gestanden, war dieser kleine Zwischenfall das einzig Aufregende an diesem schönen Tag. Wir verabschiedeten uns und wünschten einander alles Gute „… und wenn Sie wollen, dann schauen sie doch abends noch um 19:00 in meiner Vorabendmesse vorbei.“

Tatsächlich haben wir den Gottesdienst besucht und weil mir die Kirche ausnehmend gut gefiel, fragte ich Pater Franz beim Hinausgehen, ob er sich vorstellen könnte, dass dort einmal ein Pfarrchor aus Wien eine Messe singt. Er stimmte grundsätzlich zu und alles Nähere sollte dann in Ruhe schriftlich geregelt werden.

Es dauerte tatsächlich länger als erwartet. Immer wieder kam etwas dazwischen und nach Weihnachten begannen wir für den nächsten Ostergottesdienst in der heimischen Pfarre Mozarts Messe in G-Dur (KV 140) einzustudieren. Es folgte die Einbindung des Chors an diversen Feiertagen, doch dann endlich, an einem Sonntag im Juni 2005 sangen wir besagte Mozart-Messe in der Müllnerkirche. Alles schien bestens zu klappen und ich sah, wie der Günter, ein vor kurzem leider verstorbener Tenor, bei jedem Singen immer heiterer, ja fast belustigt dreinschaute. Ich konnte den Pfarrer nicht sehen, weil er vom Dirigenten verdeckt war, doch als ich ein wenig zur Seite rückte, sah ich, wie sich der Pater Franz hinter dem Altar stehend bei unserem Singen swingend mit der Melodie mitbewegte. Fast hätte man glauben können, dass er wohl am liebsten mitgetanzt hätte.

Ich empfand das als ein besonders nettes Kompliment, uns auf diese Weise zu verstehen sagen, dass ihm unser Singen gefallen hat.


© Klaus Schedler 2020-07-16

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