von Micaela Hemesath
„Eigentlich“wollten wir ein billiges Gebrauchtauto kaufen für die älteste Tochter. Wir lebten in den 90ern drei Jahre im Süden von Florida. Es gab so gut wie keine „ÖFFIS“.
„Eigentlich“ war es total unvernünftig , diesen tollen, riesigen Cadillac zu kaufen und schon gar nicht für eine Jugendliche!
Er passte gut in unsere zweite Garage in unserem wunderschönen Haus. Wir bedankten uns in Gedanken bei dem „snow bird“ aus dem Norden der USA, der nach Florida zum überwintern gekommen war und das Auto verkauft hatte.
Platz genug überall, eine Freude damit zu fahren! Benzinverbrauch uninteressant, Parkplatzsuche kein Thema. Sehr einfach zu fahren, denn unsere Jüngste ( 13 Jahre!) kurvte vor dem Tennisplatz damit herum, lässig eine Hand ans Fenster gelehnt, wie sie es von Papa immer sah.
Das tolle Auto wollte ich bei unserer Rückübersiedlung nach Österreich unbedingt mitnehmen. Lustig was man in drei Jahren alles vergessen kann…
Winter, Eis, Schnee, Berge, enge Parkhäuser, generell schwierige Parkplatz Verfügbarkeit und ein super kleines Plätzchen in der Tiefgarage der gemieteten Altbauwohnung. Zunehmen war verboten, sonst geht die Tür nicht mehr auf.
Traurig räumte ich den „Ami-Schlitten“ voll mit privaten Gegenständen und verschiffte ihn von Miami nach Bremerhaven.
Mein Mann holte ihn dort ab und verfluchte das enge Plätzchen, was ich gerade noch freigelassen hatte für den Fahrer. Er musste ja von Norddeutschland bis Salzburg damit fahren.
Echt aufsehenerregend, wenn ich lässig durch Salzburg fuhr. Parken war weniger lässig. In einem Münchner Parkhaus versuchte ich erst gar nicht die enge „Schnecke“ hochzufahren, ich bekam einen Sonderplatz unten.
Mit den Jahren, den Erlebnissen in Schnee und Eis, kamen uns doch Bedenken ob des luxuriösen Zweitwagens.
Blitzidee! Wer würde mir den tollen Schlitten abkaufen? Ein Mensch der den Luxus liebt, Platz und Geld hat und ungemein auf meinen jugendlich aussehenden Mann stand. Ein Textilfabrikant aus Wien. Vor unserer Amerikazeit hatte ich eine Boutique in Salzburg und er belieferte mich mit Markenkleidung.
Er war sofort begeistert, stellte ich bei meinem Telefonat fest. „Ja, einen Cadillac wollte ich immer schon!“ (Neben einem Bentley!)
Wir trafen uns zu dritt im „Purzelbaum“ zum Essen. Parken am engen Erhardplatz war eine Herausforderung.
Mein pragmatischer Mann hatte sogar schon den Kaufvertrag dabei. Nach dem Dessert gingen wir zum Anschauen nach draußen und innerhalb von 5 Minuten war das Auto verkauft. Ganz ohne Handeln und Probefahren!Er vertraute uns..(meinem Mann!!).
Wir telefonierten noch etliche Male, er war sehr zufrieden und nach einer Weile verliefen sich unsere Wege.
Jetzt fahre ich einen Kleinwagen und denke manchmal noch sehnsüchtig daran, wie ich mit Speed über den Irschenberg fuhr, wo ich heute schon glücklich bin, wenn ich mit 70 km raufzuckle.
Zeiten ändern sich: Heute lebt meine Tochter in Florida und fährt ein großes, schönes Auto…
© Micaela Hemesath 2019-12-12