Salzburg im Schnee

Halimah Alsharif

von Halimah Alsharif

Story

Ich hab‘ den coolsten Ferialjob der Welt. Ich arbeite seit zwei Jahren für die „Kinderfreunde“. Die Arbeit ist sehr vielfältig. Im Sommer fahren wir mit dem bunten Spielbus durchs ganze Land. Wir parken auf den Spielplätzen, bauen einen Pavillon auf und stellen Bänke und Tische hinein. Dann kann es schon losgehen mit den Basteleien, den Spielen und dem Schminken. Die Kinder kommen und bleiben, solange sie wollen. Das ist sehr lustig und macht mir und den Kindern einen großen Spaß.

Manchmal arbeite ich auch am Wochenende während der Schulzeit. Im Advent ist es besonders schön, weil ich auf der Festung Hohensalzburg arbeite. Die Stadt Salzburg ist in der Vorweihnachtszeit bezaubernd, vor allem, wenn es schneit und es schon dunkel ist und überall die Lichter brennen.

Auf dem Residenzplatz und auf dem Domplatz ist der Christkindlmarkt. Dort sind viele Stände, wo man Unterschiedliches kaufen kann: Christbaumschmuck, Schneekugeln, Weihnachtsdeko, Souvenirs und viele Sachen zum Essen und Trinken. Gebrannte Mandeln und heiße Maroni mag ich am liebsten.

Die „Kinderfreunde“ haben an den Adventwochenenden auf der Festung eine Kinderstube eingerichtet. Dort wurde gebastelt, gespielt und gebacken. Ich lernte zwei nette Arbeitskolleginnen kennen, Kym und Lilith. Wir waren ein tolles Team und wurden schnell Freundinnen. Das Backen machte mir am meisten Spaß. Wir kamen immer eine Stunde früher und bereiteten den Teig für die Zimt- und Haselnusskekse vor. Als die Kinder kamen, bekam jedes von ihnen eine Teigkugel. Sie mussten sie mit dem Nudelwalker ausrollen und verschiedene Formen ausstechen: Weihnachtsbäume, Sterne, Monde, Rentiere und Teddybären. Zum Verzieren verwendeten wir bunten Streusel.

Während die Kekse im Backrohr buken, bastelten die Kinder Weihnachtskarten aus Tonpapier und verschiedene Figuren wie Schnee- und Weihnachtsmänner aus Klopapierrollen. Einmal passierte uns ein Missgeschick. Weil wir die Temperatur des Backrohrs falsch eingestellt hatten, verbrannten die Kekse. Weil wir nicht wollten, dass die Kinder traurig sind, machten wir ihre Kekse neu ohne es ihnen zu verraten. Sie haben es zum Glück nicht bemerkt. Die Kinder durften ihre Werke gleich kosten und sie haben ihnen sehr gut geschmeckt.

Das Allerschönste war, als wir am dritten Adventsamstag von der Festung in die Altstadt hinuntergingen. Den ganzen Tag hatte es geschneit. Diesen wunderbaren Ausblick auf die Altstadt werde ich nie vergessen. Als ich in Syrien noch in die Schule gegangen bin, schrieb ich, als es schneite, in einem Aufsatz: “Die Welt schaut so aus, als ob sie ein Brautkleid angezogen hätte.” Und genauso schaute Salzburg aus.

„Da will ich nie wieder weg“, dachte ich. Unter meinen Schuhen knirschte der Schnee.

© Halimah Alsharif 2022-12-21

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