Sana’a, eine wirklich sehenswerte Stadt

Adelinde Barilich

von Adelinde Barilich

Story

Die Stadt, welche schon im 1.Jh. als Stadt erwĂ€hnt wurde und nun seit 1990 Hauptstadt der jungen Republik Jemen ist, liegt, eingebettet von Bergketten, auf einer Höhe von 2200 m vor uns. Als wir den ersten Blick ĂŒber die Lehmmauer dieser Stadt werfen, sind wir fasziniert und beeindruckt von diesen erdfarbenen reichverzierten TurmhĂ€usern, von dieser einmaligen Archtektur. Die mĂ€chtige, erst in den letzten Jahren renovierte 7 km lange Stadtmauer erhebt sich am Rande des Trockenflussbettes, das aber zur Regenzeit viel Wasser fĂŒhren kann, und trennt die Altstadt von der Neustadt.

Ausgangspunkt unseres Rundganges war das Bab al Jemen, das einzige noch existierende von 7 Stadttoren. Es stammt aus der osmanischen Zeit, ist im Gegensatz zu der aus Lehm bestehenden Stadtmauer aus Stein gemauert und hat Zinnen und WehrtĂŒrme. Am Torbogen hat man einst die abgehackten HĂ€nde und FĂŒĂŸe der Diebe aufgehĂ€ngt.

Wir kommen in ein endloses Gewirr von kleinen LĂ€den und engen Gassen, wo GewĂŒrze, Obst, GemĂŒse, Datteln, Rosinen, GetrĂ€nke, Weihrauch und dgl. angeboten werden, vorbei an Kupfer- und Silberschmieden, Töpfereien, LĂ€den, wo man Messer und Djambijas, Esswaren oder Kleider erwerben kann. Die Altstadt war immer ein Handels- und Handwerkerzentrum. Wir kommen vorbei bei einem Tischler, Glaser, einem MĂŒller, der eine elektrische MĂŒhle bedient, alles in kleinen, zur Straße hin offene LĂ€den oder Nischen. In einem dunklen Loch befand sich ein von einem Maultier betriebene SesammĂŒhle und zwei Ziegen.

Im Suk, teils von Wellblechplatten oder Plastikfetzen ĂŒberdacht, massenhaft Schmutz und Nylonsackerl am Boden, werden auch wieder alle erdenklichen Dinge angeboten, so Kleider, TĂŒcher, GebrauchsgegenstĂ€nde. Schmutz und GerĂŒmpel gibt es hier mehr, als wir es in Indien erlebten. Der Suk erstreckt sich auch in die ehemaligen Lagerhallen, Karawansereien, die meist in der NĂ€he der Moscheen sind. In diesen Gewölbearkaden findet man große SĂ€cke mit Rosinen, Getreide, Kaffeebohnen.

Am GewĂŒrzmarkt werden vielerlei GewĂŒrze angeboten, so Bockshornkleesamen, Kardamon, Pfeffer, Zimt, Knoblauch, aber auch Weihrauch, Duftöle und Dufthölzer. Der Duft hier ist intensiv, die Luft von GewĂŒrzstaub erfĂŒllt, sodass wir sehr von Husten- und Niesreiz befallen werden.

Aber auch die Menschen auf der Straße sind faszinierend. Die MĂ€nner mit ihren SchnauzbĂ€rten, den Krummdolch am GĂŒrtel, stolz, aber doch freundlich, gehen durch die Gassen, oft auch mit einem Kind an der Hand, oder sie hocken gemĂŒtlich plaudernd, zu zweit oder in Gruppen, am Straßenrand. Die Kinder sind dunkelhaarig, gelockt, mit dunklen Augen, meist sehr hĂŒbsch und lieb. Schwarz gekleidete, tief verschleierte Frauen, nur die Augenschlitze frei, eilen durch die Straßen oder hocken auf den Stiegen. Bei den Frauen hat man oft den Eindruck von wandelnden Zelten. Es begegnete uns auch ein stolzer Jemenit, der offensichtlich mit seinen vier Ehefrauen einen Ausflug machte.

© Adelinde Barilich 2021-02-10

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