von Jule Peuckmann
Sooo – wie wir Deutschen sagen, wenn wir aus jeglicher Situation fliehen wollen, die uns nicht wirklich gefällt. Wenn der Sauerbraten alle ist oder etwas Vergleichbares. Ich weiß nicht, wieso ich mit einem Vorurteil anfange, obwohl ich prinzipiell gegen Stereotype bin, aber wo soll ich sonst anfangen? Jaja schon klar – es hätte wirklich einige bessere Anfänge gegeben, aber, wenn mir eine Sache schwerfällt, dann ehrlich und offen über mich zu erzählen. Beziehungsweise über mich zu schreiben. Es ist wirklich einfacher fiktiven Menschen das Leben in einer absurden Handlung schwer zu machen und dann im Nachhinein gefragt zu werden: “Oha der Charakter ähnelt dir voll, oder?” – worauf ich brav antworte: “Nein, aber ich denke in allem, was man schreibt, steckt etwas von dir blablablablabali”. Ab jetzt wird sich nicht mehr hinter Nebencharakteren versteckt.
Alsoo – soll ich mich jetzt vorstellen? Interessiert, dass überhaupt jemanden? Nein stopp. Ich schreibe das hier für mich und möchte mir nicht schon zu Beginn Sorgen machen, ob man mich mag oder ob ich überhaupt von Interesse bin. Darum geht es nicht. Es geht auch nicht darum, euch mit Fakten über mich zu langweilen. Ich möchte einige Gedanken und Geschichten erzählen, die vielleicht “relatable” sind. Das sagt man doch so unter den „fellow Kids“. Nein ich bin nicht 50 – ich unterliege einfach der unheilbaren Krankheit des zynischen Sarkasmus und der Ironie, die mich wohl manchmal unsympathisch oder unnahbar wirken lässt. Zumindest sagen mir das manchmal Menschen, die mich kennenlernen und dann beichten, dass sie am Anfang Angst vor mir hatten. Sollte ich vielleicht aufhören so zu tun, als würde ich die Welt hassen? Sark – hass – mus ist aber irgendwie unterhaltsamer, als wenn alles immer gut ist, oder? “Wie gehts dir?” – “Gut und dir?“ Und jetzt? “Wie gehts dir?” – “Unser Planet stirbt, aber ich hoffentlich schneller.” Sarkasmus oder Depression (oder die Wahrheit)? Man weiß es nicht genau.
Sooo – ich heiße Jule, ich bin 24. Soll ich jetzt von meinen Hobbys sprechen? So wie in Freundebüchern damals? “Ich geh gerne schwimmmmennn, Fahrradd fahren und Freunndee treffen“. Ich hab mich immer gefragt, ob Freunde treffen überhaupt ein valides Hobby ist. Als ich die vierte Klasse erfolgreich abschloss, mussten wir am Ende auch so einen Steckbrief über uns schreiben. Das wurde dann in so einem tollen Heft abgedruckt und an uns verteilt, damit ich wenigstens Fotos von den Menschen habe, die mich jahrelang schikaniert haben. Kann ich vielleicht irgendwann noch für Voodoo-Rache-Rituale gebrauchen. Auf jeden Fall wurde uns da ein Set an Fragen vorgegeben und eine davon war: “Wovor hast du am meisten Angst?”. Wieso auch immer unsere Lehrerin von Kindern wissen wollte, was sie so richtig verängstigt. Ich nehme an, dass sie so etwas wie “Spinnen” erwartet hat. Mein junges Ich hat das aber nachhaltig beschäftigt. Tatsächlich stand bei mir letztendlich: „Ich habe unglaubliche Angst davor Schmerzen bei der Geburt zu haben.“ Da kann man jetzt mit machen, was man will.
© Jule Peuckmann 2023-05-31