SAU!

Erika Eck

von Erika Eck

Story

Das weibliche Schwein wird in der Biologie „Sau“ genannt, kein feiner Ausdruck! Wenn aber ein Mensch einen anderen mit diesem Ausdruck betitelt, kann es passieren, dass ihm der so Beschimpfte mit Anzeige droht oder im schlimmsten Fall gleich zuschlägt, um sich zu rächen! Wobei es keinen Unterschied macht, ob das männliche Schwein gemeint ist oder das weibliche! In dem Moment steht die „Sau“ für die ganze Schweinefamilie! Eine Steigerung wäre noch die „Wildsau!“

Eine Sau stinkt meistens, eine Sau ist dreckig, eine Sau bevorzugt es, sich im Schlamm zu wälzen, aber eine Sau ist von allen Tieren dem Menschen am ähnlichsten! Kein Wunder also, dass eine Sau beim Menschen zwiespältige Gefühle hervorruft: Menschen haben zur Sau eine Hassliebe entwickelt. Sie hassen sie, weil sie eben ist, wie sie ist, weil sie stinkt, weil sie ordinär quiekt, wenn sie sich wehren muss, weil sie alle negativen Eigenschaften besitzt, die auch auf den Menschen zutreffen, wenn er zum Beispiel im Schweinestall lebt, weil er seine Wohnung nicht putzt und nicht aufräumt! Und weil Menschen manchmal als „Sau“ beschimpft werden, wenn sie sich nicht an die Regeln des Zusammenlebens halten, weil sie auch stinken, wenn sie nicht auf ihre Hygiene achten, weil sie stinken, wenn sie etwas gegessen haben, was über die Haut ausgedünstet wird oder wenn Gerüche durch die Verdauung an beiden Öffnungen des Körpers wieder abgegeben werden!

Verhasste Menschen werden sowieso als „Sau“ bezeichnet, einfach, weil sie alle negativen Eigenschaften in sich vereinen und nicht liebenswert sind, weil sie sich „gehen“ lassen und äußerlich verwahrlost sind und weil ihr Charakter ungehobelt, ordinär und wenig empathisch ist!

Menschen lieben die Sau aber auch, weil sie in ihrer Nacktheit und mit ihrem rosigen Teint dem Menschen von der Figur her sehr ähnlich ist. Eine Sau frisst sich einen Bauch an, wenn sie gemästet wird, genauso wie der Mensch, der im Essenswohlstand lebt. Und Fleisch essende Menschen lieben ihren Schweinsbraten und genießen es, wenn das Fett nur so heruntertropft. Da kann es schon passieren, dass ein unbeteiligter Zuschauer meint: „Schau, der da drüben frisst wie eine Sau!“ Und wehe, man würde dem Menschen ein Schweinsschnitzel mit Pommes vorenthalten!! Dann wären Aufschrei und Revolution wohl vorprogrammiert!

Und wie viel Leid musste so eine Sau schon über sich ergehen lassen, wenn sie für kosmetische oder medizinische Zwecke missbraucht wurde! Wie viele Versuche wurden mit diesen armen Tieren schon angestellt, um Pillen und dergleichen zu testen, weil, wie oben erwähnt, diese Tiere von der DNA her den Menschen am ähnlichsten sind! Sogar Organe der Sau werden den Menschen bereits transplantiert, weil sie zur menschlichen DNA passen!

Eine Sau hat es sich also nicht verdient, vom Menschen so abfällig behandelt zu werden, so „vermenschlicht“ zu werden, auch wenn sie in Liedern verewigt wird, so wie in Georg Danzers: „Jö schau, so a Sau, Jessas na…….!“

© Erika Eck 2021-04-28

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