Saujagd im k&k Ungarn im Winter!

Philip

von Philip

Story

Schwarzwild kann ganzjährig gewaidwerkt werden; lediglich führende Bachen sind von 1.2. bis 31.5. zu schonen. Ungarische Adelige veranstalteten ja besonders gerne Saujagden im Winter. Als krönender Abschluss einer erfolgreichen Saujagd wurde ein Mullatsag veranstaltet. Darauf freuten sich Frauen und Männer gleichermaßen. Während der Monarchie der Habsburger war dieses Land auch allgemein als Kornkammer der Monarchie bekannt.

Meine Mama erzählte mir, wie sie in den 2 Jahren, in denen sie die VS besuchte, lernen musste, welche Farben die Flagge Ungarns habe und wo die Hauptstadt der Monarchie liege und wie sie heiße. Der Merkvers dazu: Rot weiß grün, der Kaiser sitzt in Wien. Meine Mama konnte ja nur 2 Jahre zur Schule gehen, weil ihr Vater von einem Serbenjungen beim Abladen von Getreidesäcken tödlich verletzt worden war. Sie musste ab ihrem 10. Lebensjahr durch Arbeit in einem Haushalt eines Serbisch-Orthodoxen Pfarrers den Unterhalt für ihre Mutter und ihren jüngeren Bruder erarbeiten helfen.

Während der Herrschaft der kommunistischen Partei über Ungarn – das Land gehörte ja bis zur Herrschaft von Gorbatschow über die Sowjetunion zu den Warschaupakt Staaten – wurde die Landwirtschaft stark vernachlässigt. Erst seit die Stadt Pe’cs eine der Kulturhauptstädte der EU war, ging es mit der gesamten Wirtschaft steil bergauf. Lediglich die Wälder waren schon vorher viel größer und vitaler als bei uns in Österreich. Die Eichen in den Arboreten von Sa’rvar oder Szonbathely sind so riesig, dass deren erste Seitenäste so einen Umfang haben, wie bei unseren Eichen der Hauptstamm stark ist.

Nun aber zurück zum Jagdvergnügen der seinerzeitigen Adeligen Ungarns im Winter: In meiner Geschichte richtete der Graf Bumsti (fiktiver Name) von Nagyvasony die Schwarzwildjagd aus. Die Jagd verlief sehr erfolgreich; viele kapitalen Keiler und Böcke hatten ins Gras beziehungsweise in den Schnee beißen müssen. Zufrieden ließ Graf Bumsti zum Sammeln und Jagdende bei seinem Jagdschloss blasen. Als er mit seinem Schlitten durch eine kleine Lichtung zum Schloss fuhr, musste sein Kutscher plötzlich anhalten: Gleich links neben dem Weg war der Name ILONA in den Schnee uriniert worden! Ilona hieß aber seine liebe ihm angetraute Frau, seine Gräfin also. Graf Bumsti ließ die ganze Jagdgesellschaft in der Waldlichtung zusammenkommen und eröffnete seinen Gästen, dass kein Mullatsag stattfinden werde, wenn der nicht gefunden werde, der diese große Schweinerei in den Schnee gebrunzt habe.

Alle Gäste waren sehr betrübt über diese Absage, drängten den jeweiligen Nachbarn, zuzugeben, wenn er diese Untat begangen haben sollte. Da meldete sich Janos, der Kutscher der gnädigen Frau Gräfin. Ach Janos! du kannst ja nicht lesen und schreiben, bist ja Analphabet, stellte Graf Bumsti fest. Bei meiner Oma, Gott hab sie seelig. Wo hat gebrunzt war ich, Herr Graf, aber wo hat geschrieben, war gnädiges Frau Gräfin!

Mullatsag fand daher statt.

© Philip 2021-08-10