Sautanz und schwarzer Kater

Annemarie Hülber

von Annemarie Hülber

Story

Das Burgenland ist 100! Alles Gute zum Geburtstag.

Welche Erinnerungen ich mit unserem jüngsten Bundesland verbinde? Natürlich Badeausflüge an den Neusiedlersee, Radtouren, Besuche bei meiner Arbeitskollegin Rosi, gemütliches Beisammensein in der Mole West. Meine stärkste Erinnerung ist aber aus meiner Kindheit.

Es war 1967 und ich 5 Jahre alt. Mein Papa hatte einen Freund, den Franto. Franto lebte mit seiner Familie in Wien, war aber aus St.Margarethen im Burgenland. Er war ein paar Jahre älter als meine Eltern. Jahrgang 1920, würde ich schätzen. Wahrscheinlich war er älter als das Burgenland.

Wir wurden zum Sautanz eingeladen. Wir fuhren zu Frantos Mutter Rosina, die mit Tochter, Schwiegersohn und Enkelkindern auf ihrem kleinen Hof in St.Margarethen wohnte. Ich glaube, der Franto hat zu seiner Mutter Sie und Frau Mutter gesagt. Aber genau weiß ich das nicht mehr. Vielleicht war das auch nur ein Spaß zwischen den beiden?

Ich erinnere mich, dass mir Rosina sehr, sehr alt vorkam. Eine kleine, zarte Frau mit unzähligen Falten im Gesicht, die schwarzgrauen Haare unter einem Kopftuch – meine Oma hat auch immer ein Kopftuch aufgesetzt.

An was ich mich noch erinnere: an die vielen kleinen Ferkel, die bei der riesigen Muttersau an den Zitzen lagen, an die Katzen und die kleinen Küken, die ich füttern durfte. An das Plumpsklo im Hof. An die vielen Kinder aus der Nachbarschaft, mit denen mein Bruder und ich wild und ausgelassen Winnetou gespielt haben, während die Erwachsen mit der Verarbeitung des geschlachteten Schweins beschäftigt waren. Alle Erwachsenen haben mitgeholfen. An das Schlachten habe ich keine Erinnerung. Bestimmt hat meine Mama darauf geschaut, dass wir Kinder da nicht dabei waren. An das reichliche Essen, vor allem an die guten Kekse von der Trude, Rosinas Tochter, kann ich mich erinnern. Am Abend hat jemand Geige gespielt und es wurde gesungen. In einer Sprache, die ich nicht verstanden habe. Meine Eltern waren ausgelassen und haben getanzt. Das war schön.

Ein anderes Mal waren wir beim ‘Schwoarzn Koda’ in St. Margarethen, Wein kaufen. Der Schwarze Kater (ich glaube, die Familie hat Katter geheißen) war ein Weinbauer. Ich weiß noch, dass der Mann schwarze Stiefel getragen hat. Damit war er für mich der gestiefelte Kater aus meinem Märchenbuch.

Mein Papa ist leider sehr früh verstorben. Unsere Verbindung nach St. Margarethen ist dann ganz abgerissen. Aber die schöne Erinnerung an den Sautanz ist immer noch lebendig.

© Annemarie Hülber 2021-09-19

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