von Berit Glaser
Beim Frühstück sagt meine Mama heut ganz unvermittelt: „Deine Zähne sind wie Gelsenkirchen und Düsseldorf. Is noch Essen dazwischen.“ Sehr gefreut hab ich mich da. Direkt ein bissl die Brust is mir angeschwollen (igitt?), weil MEINE Mama so einen guten Witz macht und das gleich so früh am Morgen. Ich wohn übrigens nicht mehr mit meiner Mutter zusammen, das muss ich direkt klarstellen, da hab ich gleich Angst von wegen Klavierspielerin. Is ja lang her, dass ich den Film gesehen hab und viel is da jetzt auch nicht hängengeblieben – also an Klaviergespiele zum Beispiel, kann ich mich überhaupt nicht erinnern – hab dafür deutlich abgespeichert: als erwachsene Tochter mit der Mama leben, ganz daneben! Da siehst du sogar, wie sich das reimt und was sich reimt, ist gut. Das wissen wir spätestens seit Pumuckl und ich mein, von dem Kerl kann man jetzt halten, was man will aber der Wahrheitsgehalt ist schon beträchtlich. Ich weiß gar nicht, gibt’s den eigentlich nur auf Deutsch oder is der übersetzt worden auch? Ich stell mir vor, wie freakig das sein muss, wenn man den hört und nicht versteht, was der labert.
Warn zwei Freundinnen von mir nämlich grad in Island und sind dort mit dem Auto und Zelt herum eine Woche. Da sieht man wieder, es finden sich immer die Richtigen, mit mir hätten’s das nämlich nicht machen können: Haben die zwei Eierköpfe doch tatsächlich eine geschlagene Woche lang kein einziges Mal das Zelt aus der Verpackung oder überhaupt dem Kofferraum geräumt. Ja logisch warum auch, wenn man ja ganz gemütlich im Sitzen im Auto schlafen kann?! Völlig absolut total unverständlich, wie man sowas aushält, ist mir das, aber gut. Das sind schon auch zwei so spezielle Kandidatinnen, wenns die wegdrückt, dann auf’n Kopf stellen, wegtragen, dekorieren, alles möglich.
Und jetzt eben Island und dann parken sie sich freilich gleich frech rein, was weiß ich, Hauptplatz Hafen Reykjavík, lassen das Fenster so ein bissl offen, damit sie nicht ersticken, drücken den Pumuckl auf Play und pennen wahrscheinlich innerhalb der ersten fünf Minuten weg. Das ist normal, da haben wir uns hinkonditioniert kollektiv, der Kobold und das Einschlafen gehen in meinem Freundinnenkreis seit Jahrzehnten Hand in Hand. Gut, jetzt früher half so wild, weil die A-Seite der Kassette bald mal abgespielt, zum Umdrehen war keine mehr da und dann eben Ruhe.
Aber hey, wir haben 2018 und kein Mietauto irgendwo noch ein Kassettendeck, drum wird kurzerhand zum Einpennen eine Playlist reingehaun. Und das stell ich mir schon lustig vor, die Beschaulichkeit der Stadt, die unendliche Weite des Ozeans, drüber vielleicht noch Nordlichter und mittendrin ein kleines Auto, das die gesamte Umgebung stundenlang mit völlig unverständlichem „HURRA HURRA“ beschallt, während drinnen zwei Mädls, vielleicht noch mit der Bierflasche in der Hand, im Schlafsack sitzend, um die Wette schnarchen.
© Berit Glaser 2021-05-31