von ERFAlina
Schach erfordert Aufmerksamkeit, es erzeugt Spannung. Ich spiele gerne Schach, besonders an Abenden, wenn sich das TV-Programm selbst, zu dämlich ist. Ich liebe ein schnelles Spiel, intuitiv, herausfordernd.
In sechs Zügen, so wünschte ich, könnte ich den Gegenspieler, schachmatt setzen. Es gelingt nicht. Auch der Spielpartner denkt, Zug um Zug. Er benutzt seine Bauern als Bollwerk, springt mit dem Pferd über Hürden, stellt den Läufer in Warteposition, dieser darf die Farbe nicht wechseln und sich nur schräg bewegen. Schräg sein, liegt ihm. Ob das seinem Gegenüber gefällt?
Der gegnerischen Dame, die ihre Fähigkeiten nach allen Richtungen ausspielen kann, gelingt es, Figuren außer Kraft zu setzen. Das Objekt ihrer Begierde ist vorläufig der Turm, des Spielpartners. Der Turm bewegt sich nur gerade, seitlich, nach vor oder zurück. Vorschrift ist Vorschrift. Emotionsloser Turm. Aber wenn er in Fahrt ist, geht was weiter. Immerhin, kann er über das gesamte Schachfeld ziehen, falls ihm nicht sein „eigener Bauer, im Wege steht“. Bauern sind brave Gesellen, sie dürfen sich nur wehren, wenn man ihnen seitlich zu nahe kommt. Falls sie aufmerksam sind, schlagen sie die feindliche Figur, so nennt man das.
Zwecks Ablenkungsmanöver springt mein Pferdchen hin und her. Niemand kann Gedanken lesen! Mein Pokerface wirkt, ein uninteressierter Blick, harmlos nach oben. Diesen Vorteil haben Menschen. Ja, wir sind genial! Wer uns auch immer konstruiert hat, es war ein Genie! Gedanken sind unsichtbar! Umso länger ich überlege, wird mir bewusst, wie blöd die KI ist. Völlig abhängig von uns, alles muss sie offenlegen, denn sonst könnte sie damit nicht prahlen! Wahre Emotionen, freie unsichtbare Gedankenflüge wird sie nie erreichen!
Zum Schachspiel. Dabei es geht ja darum, dass der König, ausweglos wird. Sollte er sich bewegen wollen, darf er nur ein Kästchen betreten, doch bei schachmatt wird er von allen Seiten blockiert. Er könnte sich in den Abgrund stürzen, falls es einen gäbe. Der statische König kann ohne die ANDEREN niemals sein. Welt übergreifende Gedanken, oder? Er lässt kämpfen, um nicht zu verlieren.
Interessant ist, die Reaktion des Spielpartners, falls er Gefahr läuft, das Spiel zu verlieren. Wird er hektisch, verhält er sich still, großzügig? Es gibt doch immer neue Chancen! Oder sieht er plötzlich „rot“, bringt Farben durcheinander? Nun versucht er tatsächlich mit seinem Turm, den eigenen Bauern zu schlagen, um meinen König zu attackieren. Mein Freund, das ist doch DEIN Bauer! Der nächste Versuch ist, seinen Läufer vom weißen Feld, auf ein schwarzes Feld zu schieben! Ein Regelliebhaber setzt Regeln außer Kraft!
Nein, so funktioniert das nicht, bei Schach! Schach ist ja nur ein Kampf gegen die eigenen Schwächen.
© ERFAlina 2023-09-06