Schaffner gibt es schon lange nicht mehr. Die Umstellung der Wiener Straßenbahnen auf schaffnerlose Gefährte dauerte insgesamt über 32 Jahre. Zuerst wurden die Beiwagen im ab dem Jahr 1964 „entschaffnert“. Und am 20.12. 1996 fuhr als letzte Bim die 46 inklusive Schaffner.
Vielleicht bin ich einer der wenigen Menschen der mitteljungen Generation, der es irgendwie bedauert, dass es keine Schaffner mehr gibt. Ich muss vorausschicken, mein Opa war Schaffner. Mit seinem dicken Bauch saß er in der Straßenbahn an seinem Platz, gab Fragenden Auskunft, erheiterte gelegentlich die Fahrgäste mit humorvollen Bemerkungen und verkaufte Fahrscheine. Zumindest bis Anfang der siebziger Jahre war das ganz selbstverständlich.
Als die ersten Diskussionen um die komplette Abschaffung der Schaffner begannen, hat mein Opa viel mit Freunden darüber diskutiert. Er fand das Ganze so lächerlich. „Wie soll denn bitte schön ein Automat eine Person ersetzen?“ lachte er. Als es dann irgendwann tatsächlich soweit war, hat er die Welt nicht mehr verstanden. Aber er war mittlerweile bereits in Pension und nahm es daher nicht ganz so schwer.Wenn man heute mit Bim oder Bus unterwegs ist und sich nicht so sicher fühlt, bei welcher Station man am besten aussteigen sollte, kann man natürlich den Fahrer fragen. Auch wenn auf einem Schild steht „während der Fahrt nicht mit dem Fahrer sprechen“. Oder man fragt einen Mitfahrenden. Der sich aber vielleicht auch nicht so gut auskennt. Und man steigt dann eventuell bei einer falschen Station aus. Um danach wieder einzusteigen.Einen Fahrschein kann man beim Automaten kaufen. Vorausgesetzt, man hat das passende Kleingeld dabei. Natürlich kann man ihn schon vor Fahrtantritt in einer Trafik erwerben. Keine Frage. Als ich neulich mit einem Autobus fuhr, der keinen Ticketautomaten hatte, bat ich den Fahrer um einen Fahrschein. Der hatte aber an diesem Tag keinen mehr vakant und meinte achselzuckend: „Was soll ich machen. Müssen sie halt einstweilen ohne mitfahren und bei nächster Gelegenheit aussteigen, um irgendwo einen zu kaufen“.In den Abendstunden war es sicherlich auch viel angenehmer, im Beisein eines Schaffners zu fahren. So ein Kapitän in einem öffentlichen Verkehrsmittel war einfach praktisch. Man kann es drehen und wenden wie man möchte. Auch wenn mein Jahrgang die intensiven Schaffnerzeiten nicht sehr lange live miterlebt hat. Sie ist auf jeden Fall in guter Erinnerung geblieben.
© Daniela Steinbach 2022-03-20