Schanigarten – A bisserl Wien in München

Jaha, ich weiß, wie die Bezeichnung Schanigarten entstanden ist. Ich liebe Wien und auf einer der wunderbaren Führungen von Frau Dr. Ehrlicher lernte ich, warum die Gastgärten in Wien eben nicht einfach Gastgarten oder sonst was mit Garten heißen. Sie erhielten ihre Bezeichnung in Anlehnung an den einen oder auch den anderen Kellner. Ob sich der Name von Gianni oder von Jean ableitet, ist wohl nicht mehr zu ergründen. Jedenfalls sollen die Herren Ober entweder ebendiesen italienischen oder französischen Vornamen getragen haben. Wer auch immer von den beiden es war, er hat dieser südländisch anmutenden Einrichtung den Namen gegeben. Seit geraumer Zeit bedienen seine Kollegen ihre Gäste auf der als Garten bezeichneten Fläche vor dem Gasthaus.

Und zwar in Wien.

Und nur dort.

Jedenfalls bis vor Kurzem.

Kein Mensch jenseits der österreichischen Grenze kam vor der Pandemie auf die Idee, eine Outdoor-Gastro als Schanigarten zu bezeichnen.

Mein Lieblings-Schanigarten ist übrigens der vom ‘Ofenloch’ in der Kurrentgasse in Wien.

Und nun haben wir sie zuhauf, hier in München, die Schanigärten. Ich will sie nicht mit Pestsäulen vergleichen. Oder doch? Sie sind auf jeden Fall keine architektonischen Meisterwerke und sie sind nicht im Entferntestens zu vergleichen mit der charmanten Namensgeber-Institution, dem Original. Aber sie sind höchst willkommen. Auch wenn kaum jemand weiß, warum sie so heißen (laut Umfrage des Bayrischen Rundfunks).

In der Münchner Innenstadt reiht sich der puristische Bretterverschlag an die Euro-Paletten-Verschalung und die wiederum an einen Strohmatten-Paravent. Begehrte und rare Parkplätze mussten weichen. Ein Wettbewerb zur Kür des schönsten Schanigartens wurde ausgelobt. Wird Kitsch, Kultur oder Kunst prämiert? Egal! Die Pandemie beschert uns ungeahnt Positives. Das öffentliche Leben wird lebendiger und bekommt mehr Raum.

Das Resümee meines heutigen Streifzugs: wenig Liebreiz, viel Bizarres. Die Wiener mögen’s uns verzeihen!

Jean und Gianni rotieren vermutlich kopfschüttelnd im Schanigarten-Grab.

Lasst euch besänftigen, ihr edlen Namensgeber! Ich trink‘ einen gemischten Wiener Satz oder wenigstens einen grünen Veltliner auf euch, meine Freunde!