von Daniela-B
„Kannst dich ruhig trauen, es ist alles bestens!“ grinst Nihal, der einheimische Guide. Er hat mir wohl meine Skepsis vom Gesicht abgelesen. Angesichts des klapprigen Standes, an dem ich mein heutiges Mittagessen einnehmen soll, wäre mir schon fast der Appetit vergangen, wenn nicht der Hunger schon so riesengroß gewesen wäre! Wir sind inzwischen schon etwas mitgenommen und arg gebeutelt von der Straße Richtung srilankischen Nordosten, wo nur noch wenige Touristen hinkommen.
Die sogenannte Imbissbude am Straßenrand ist wirklich nicht mehr als ein paar windschief zusammengenagelte Bretter, die ansatzweise eine Theke darstellen, darüber ein notdürftiges Blechdach. Im Inneren befindet sich eine Kochstelle, auf der mehrere Töpfe mit verschiedenen Currys dampfen. Die rundliche singhalesische Köchin mit dem herzlichen Lächeln im schokoladebraunen Gesicht rührt pausenlos in den Töpfen. Wir erfahren, dass eines der Currys im Wesentlichen aus kleingeschnittenen Bananenblüten besteht während im anderen die in Asien sehr beliebte Jackfrucht köchelt. Wie praktisch jede Speise in Sri Lanka werden Currys sehr scharf zubereitet, da wandern jede Menge Chillies in die Töpfe!
Und nun sitzen wir hier unter freiem Himmel auf Plastiksesseln vor einem wackeligen Tisch, neben uns parken zahlreiche Tuk-Tuks. Statt Tellern hat man uns große Palmblätter vor die Nasen gelegt, Besteck gibt es keines. Trotz Nihals Beteuerungen ist unsere Skepsis gegenüber den Currys groß. Wir haben Bedenken ob wir uns bei den hygienischen Bedingungen hier nicht völlig verrenkte Mägen einhandeln und so entschließen wir uns, statt eines Currys lieber frittierte Teigkringel zu nehmen. Frittieren in kochend heißem Öl scheint uns sicherer zu sein…
Schon bald servieren uns freundliche Damen in bunten Saris schon Körbe prall gefüllt mit herausgebackenen Teigstücken. Optisch sehen sie ähnlich aus wie amerikanische Donuts, geschmacklich haben sie damit natürlich überhaupt nichts zu tun! Dazu kommen mehrere Schälchen mit Saucen auf den Tisch. Nihal führt vor, wie’s nun abläuft: ein paar ordentliche Kleckse der verschiedenen Saucen auf das Palmblatt geklatscht, mit dem fettriefenden Gebäck eingetunkt und fertig! Leider hat Nihal vergessen zu erwähnen, dass sich die Saucen im Mund ähnlich verhalten wie Feuer, was zu etlichen Schweißperlen führt… Und schon folgt die nächste Lektion: ist es zu scharf, schiebt man einfach ein wenig Joghurt hinterher und gleich geht’s wieder.
Als Nachtisch wird sehr heißer schwarzer Tee gereicht. Der Tisch ist bereits wieder entfernt, wir stehen mit der brennheißen Tasse in der Hand ein wenig hilflos herum. In die andere Hand drückt man uns Bröckchen von Palmzucker, an denen nach jedem Schluck Tee geknabbert wird. Interessanterweise lassen sowohl die Schärfe des Essens als auch das Schwitzen schon bald nach und weder Magen noch Darm haben irgendwelche Einwände gegen die asiatische Kost!
© Daniela-B 2019-09-26