von Achoaq Cherif
Du fühlst dich wie ein Schatten, der nicht beachtet wird in einer Gesellschaft, die auf Licht fokussiert ist. Du bist so leise, dass nicht mal die Dunkelheit dich hört, wenn du an ihr vorbeiziehst. Du bist so stumm, dass sogar die Stille dich überhört, wenn du deine Meinungen der Welt präsentierst. Du bist wie ein Schatten in einer dunklen Welt ohne Hoffnung. Bedeutungslosigkeit ist dein wandelnder Gefährte, den du nicht loswerden kannst. Was wäre, wenn die Sonne nicht so hell strahlte, als die Welt noch glücklich war. Vielleicht hätten da Schatten ihre Freundlichkeit noch behalten dürfen. Aber nun sind sie verflucht, ohne die Erde verlassen zu können. Gefangenschaft ist der Schatten aller Schatten, die ihre Existenz hassen. Einsamkeit ist die Essenz des Daseins dieser Geschöpfe. Nur hast du nie gedacht, auch einmal einer von ihnen zu werden. Weil Schatten nun mal Schatten sind und du ein Bündel aus Sonnenlicht. Dein Strahlen hat so viele um dich in dunkle Wesen verwandelt, aber du wusstest das nicht. Deine Helligkeit hat so vielen die Dunkelheit gezeigt, aber du merktest das nicht. Weil du die Sonne auf Erden warst und Finsternis nur um dich schlich. Aber nun bist du ein kleiner Schatten, ohne Licht und Liebe. Die Wärme der Sonnenstrahlen war doch keine Selbstverständlichkeit. Nun ist die Welt weder glücklich noch traurig. Sie ist nur kalt und manchmal etwas zu dunkel um kleine Sonnen, die weiter lächeln. Du fühlst dich wie ein Schatten, ohne Seele. Wandern in Höhlen, weil Fledermäuse dich nicht verurteilen. Sie fürchten sich nicht vor der Dunkelheit und so auch nicht vor dir. Es ist jetzt schon zu lange her, dass dich Wesen als was du bist akzeptieren. Also schleichst du nun auf der Welt, in der Hoffnung wieder zu einer Sonne zu werden. Aber als du gestern die Nacht wieder begrüßt hast, da lächelte der Mond und ein Stück deiner Dunkelheit verschwand. Wie schön es wäre, ein Mond zu sein, dachtest du dir. So elegant, sodass dessen Strahlen sich wie eine Umarmung anfühlt. Niemand müsste mehr als Schatten neben dir existieren. Aber du hast kurz vergessen, dass der Mond nur leuchtet, weil ihm die Sonne ein bisschen Helligkeit ausleiht. Er kann niemals alleine scheinen, denn er selbst leuchtet nicht. So schwieg der Mond und die Dunkelheit legte ihre schweren Arme wieder um dich.
Du musst aber nicht als Schatten das Leben verachten. Du wirst die Welt auf den Kopf stellen und dich zu einem Stern verwandeln. Weil Sterne sanfter lächeln als unsere Sonne, obwohl sie viel mächtiger sind. Sterne haben keine Angst zu erlöschen, denn ihre Ferne schützt sie vor den Menschen. Sterne werden dich retten und aus der Stille ziehen, denn auch die Dunkelheit selbst, kann ohne Licht nicht existieren. Du wirst wieder scheinen und lächeln, aber anders als alle anderen und das wird dein Segen sein. Weil auch du Licht in deinem Leben verdienst und weil traurige Schatten in der Dunkelheit einfach nicht überleben.
© Achoaq Cherif 2022-10-12