Schatz, lass uns auf Weltumsegelung gehen!

Um ehrlich zu sein, kann ich mich gar nicht mehr genau erinnern, wann es angefangen hat. Markus – damals noch mein Freund, heute Ehemann – hat schon immer wieder mal davon gesprochen, dass er sich das unheimlich toll vorstellen würde, irgendwann in der Pension einmal auf einem Segelboot zu leben und um die Welt zu reisen. Ich war alles andere als angetan von der Idee… In einer Nussschale über Ozeane? Ohne Geschirrspüler? Und überhaupt: Wir hatten keine Ahnung vom Segeln. Ich bin doch nicht lebensmüde!

Zeit verging. Ich schloss mein Studium ab, fing an ganztags zu arbeiten. Wir kauften eine Wohnung und trieben unsere Karrieren voran. Eigentlich hatten wir alles. Eigentlich fehlte ja nichts. So läuft es doch, oder:

1. eine gute Ausbildung absolvieren

2. einen guten Job finden

3. jemanden finden, mit dem man alt werden möchte

4. heiraten

5. Eigentum anschaffen

6. irgendwann Kinder bekommen.

Gut, wir hatten die Reihenfolge nicht ganz eingehalten. Und Kinder? Nein, dafür fühlten wir uns noch zu jung. Und trotzdem war es plötzlich da: dieses “Echt jetzt, das ist es also?”-Gefühl.

Gefangen im 9-to-5 bekommt man gar nicht mehr so recht mit, wie die Wochen und Monate vergehen, ohne dass irgendetwas Nennenswertes passiert. Die Urlaube, gut, auf die freut man sich. Da fiebert man hin. Und zack – ist der Urlaub auch schon wieder vorbei… Und zack – wieder ein Jahr vorbei. Geht das jetzt immer so weiter?

Irgendwann – ich glaube es waren ein paar Gläser Wein daran beteiligt – hatten wir den Mut, einmal ganz offen miteinander darüber zu sprechen, wie wir uns fühlen. Unser Leben für die nächsten 10-20 Jahre mehr oder weniger festgeschrieben: Karriere, Hochzeit, Kinder… Wer hat dieses „Drehbuch“ für uns eigentlich geschrieben? Wollen wir das, weil wir uns selbst dafür entschieden haben, oder weil man das eben so macht? Dürfen wir überhaupt unzufrieden sein? Wir haben es doch so gut… Geht es uns vielleicht einfach zu gut?

Es ließ uns nicht mehr los. Wir begannen von einem Abenteuer zu träumen. Zu der Zeit war es Winter in Österreich. Die Sonne ging auf, als wir bereits vor unseren Computern in unseren Büros saßen und ging unter, bevor wir uns wieder in eine vollgestopfte U-Bahn zwängten, um zuhause irgendwann k.o. ins Bett zu fallen. Und irgendwann ließ ich mich darauf ein, die vielen YouTube-Videos zu schauen, die Markus bereits vor langer Zeit überhaupt erst auf die Idee brachten, die Welt mit einem Segelboot entdecken zu wollen. Und wir „blieben hängen“.

Je mehr Videos von anderen jungen Pärchen wir anschauten, desto realisierbarer schien es. Und in diesem bitterkalten Winter 2017/18 begannen wir zum ersten Mal – “nur zum Spaß” – die ganzen Yachtbörsen zu durchforsten und den Traum vom Abenteuer auf dem Meer immer weiter zu spinnen. Und so wurde aus einem Hirngespinst ein fixer Plan. Die Zeit war jetzt.

Fehlte nur noch das Boot. Und ja, vielleicht ein Segelkurs…