von Daniela Neuwirth
Die modernisierte Bibliothek hat wieder geöffnet. Lilly recherchiert in verschiedenen, historischen Sylt-Büchern über Rantum und in allen Schriften wird es als kleiner Ort beschrieben, dessen Geschichte untrennbar mit der Nordsee verwoben ist.
Rantum hatte um 1800 noch etwa 100 Einwohner, die in etwa 20 Häusern hier lebten. Von Jahr zu Jahr wurde das Dorf kleiner und die Eingangstüren der Rantumer Kirche waren 1801 schon längst versandet und die Kirchgänger stiegen durch ein Fenster zur Andacht, bis diese schließlich, wie die anderen Kirchen, abgetragen wurde.
So wurde diese Kirche an den Schiffer Ebe Pohn verkauft, der mit dem Altarblatt sein Schiff schmückte und dieses „Segen von oben“ nannte. Angeblich hat er damit nur noch glückliche Fahrten gemacht. Um Schiffen, die in schlimmen Stürmen an der Südspitze Sylts in Seenot gerieten, rasch helfen zu können, hauste er in Sturmzeiten oft in einer Tonne am Strand von Hörnum, was nicht ungefährlich war, aufgrund des Wetters.
Abenteuerlich sieht es dort auch heute noch aus bei Stürmen, erinnert sich Lilly an aktuellere Berichte zu den letzten Stürmen auf Sylt, wo immer wieder Land abgetragen wird. Rantum war also ein dem Untergang geweihtes Dorf, als am 11. April 1789 Merret Peter Claasen zu Welt kam. Ihr Vater, der Seemann Peter Jakob war in einem Sturm mit seinem Bruder Jakob Claasen (eigentlich Claas von der Schanzen) von der Halbinsel Eiderstedt kommend, an den Strand in Hörnum geraten.
Beide Brüder verliebten sich und blieben auf der Insel Sylt. Jedoch schon fünf glückliche Jahre nach der Hochzeit und der Geburt der Tochter Merret wurde Merrets Mutter Witwe, da Peter Jakob mit anderen Sylter Seeleuten verunglückte.
Eines Tages erzählte der Großvater in dieser Rantumer Familie unter anderem von einer Königin, die man mit ihrem Wagen aus purem Gold und einer großen, eisernen Truhe, gefüllt mit Silbermünzen, in der großen Düne, direkt neben der Schule, begraben hatte.
Lillys erster Gedanke war: „Schatz suchen!“, doch schon viele versuchten nachts die Schätze auszugraben und diese Unterfangen endeten grausig laut den Erzählungen. Einmal erschien ein unheimliches Spukgespenst und machte die Menschen irrsinnig, oder die Schatzgräber starben bald eines geheimnisvollen Todes. Lilly gruselt es: „Dann lasse ich das lieber.“
© Daniela Neuwirth 2021-06-06