von Erika Eck
Geschenke haben es so in sich: Der Schenkende denkt nach, sucht, sieht etwas, das passen würde, verwirft den Gedanken wieder, dieses Etwas zu besorgen und schaut sich nach anderem um!
Das ist mir vor nicht allzu langer Zeit passiert, als eine langjährige, gute Freundin und Kollegin Geburtstag hatte! Manchmal geht es ganz schnell, dass man ein passendes Geschenk auftreibt, dann wieder ist es wie verhext, man zerbricht sich den Kopf, doch es will mit dem Geschenk nicht so recht klappen!! Denn der, der beschenkt werden soll, hat nichts Konkretes geäußert und ist noch dazu ein Künstler, der sich seine schönsten Geschenke selbst töpfern kann!
Also, wie und was???
Nach etlichen schlaflosen Nächten, das Bettzeug zerwühlt, das Kopfkissen zerknautscht, die Steppdecke durchgeschwitzt, kommt einem über Nacht ein überraschend guter Gedanke, was man kaufen könnte, um ja nichts falsch zu machen und Freude bereiten zu können! Man fährt in das Geschäft, ca. 25 km, und denkt sich: „Ja, das ist es, da kann nichts falsch sein, dieses Geschenk zu besorgen!“ Am liebsten würde man sich in diesem Geschäft selbst auch etwas aussuchen, aber – halt – man muss doch jeden Cent zusammenkratzen, um für das Geburtstagskind das Geschenk bezahlen zu können!! Froh und glücklich, endlich etwas gefunden zu haben, mit dem sicheren Gefühl, das Richtige getan zu haben, voller Vorfreude, wie sich das Geburtstagskind freuen wird, fährt man nach Hause und wartet sehnsüchtig auf den Geburtstag!
Aber – oh weh!!
Zwei Tage vor dem großen Ereignis trifft man das bald um ein Jahr gealterte „Geburtstagskind“ und das „alte Kind“ sinniert und philosophiert über sein zu erwartendes Geschenk und über Geschenke so im Allgemeinen! Und wie die Faust mitten ins Gesicht erfährt der Schenker – leider viel zu spät – dass das Geburtstagsgeschenk auf keinem Fall das sein sollte, das aber schon besorgt und liebevoll verpackt auf das Geburtstagskind wartet!! Tausende Gedanken wirbeln nun durch das Gehirn des Schenkers: Umtauschen? Selbst verbrauchen und etwas anderes besorgen? Einfach so tun, als hätte man die Gedanken von vorhin überhört? Auswandern? Sich vor den Zug werfen? Aufhängen? Gift trinken?
NEIN, NEIN und nochmals NEIN! Das alles wegen eines Geburtstagsgeschenkes!? Steht doch nicht dafür!! Nun hieß es, die Unverschämtheit zu besitzen, das Geschenk herzugeben, die Zähne zusammenzubeißen und zu hoffen, dass das Geschenk im nächsten Jahr wieder Wohlgefallen finden werde!
Ich habe mich getraut, den GESCHENKSGUTSCHEIN aus einem Accessoire – Laden meiner Freundin zu schenken und alle meine Sorgen „Hat sie wohl eine Freude damit?“ oder „Wird sie mir den Gutschein an den Kopf werfen?“ haben sich in Wohlgefallen aufgelöst und wir haben herzlich gelacht über meine Skrupel. Demnächst werden wir gemeinsam in dieses Geschäft fahren, einkaufen, Kaffee trinken und über Freundschaft reden, die alles aushält und auch solche Geschenke verzeiht!
© Erika Eck 2020-06-05