Schiffsnamen sind meistens weiblich. Das hat – wie auch Wikipedia berichtet – alten Traditionen zufolge , vier Gründe:
• „Weil sie Glück bringen“ sagten die alten Ägypter.
• „Weil sie schön sind“ sagen die Amerikaner.
• „Weil sie launisch sind“ sagen die Engländer.
• „Weil sie im Hafen auf uns warten“ sagen die Friesen.
Natürlich ist diese Aufzählung keine Prioritätenliste und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Hier geht es außerdem nicht um professionellen Schiffsverkehr, sondern um Größenordnungen, wie sie im privaten Umfeld üblich – und auch auf der oberen Adria anzutreffen sind – und die man hierzulande eher „Boote“ nennt. Die Namen werden üblicherweise von den Schiffseignern vergeben.
Über Jahrhunderte hinweg galt es als Unglück-bringend, einen Schiffsnamen zu ändern. Weil es damals noch keine – Häfen-übergreifenden – Verzeichnisse gab, die ein Schiff auch noch nach Namensänderung identifizierbar gemacht hätten, wurde einfach die Information verbreitet, dass die Änderung eines Schiffsnamen Unglück bringen würde. Und das hat sich bis heute als Aberglaube gehalten.
Interessant ist aber, nach welchen Kriterien Schiffseigner diese Namen vergeben. Weibliche Vornamen lassen unter Anderem Schlüsse auf Gattinnen, Partnerinnen, aber auch Töchter zu. In Verbindung mit Nummern (vielleicht „Gabi 4“) auch auf eine gewisse Beständigkeit des Eigners. Wenn ein Schiffsname beispielsweise „Chrimargab“ lauten würde, könnten mehrere Töchter, die alle im Namen berücksichtigt werden mussten, der Hintergrund sein.
Der Schiffsname „Cogito ergo sum“ könnte ein Hinweis auf eine philosophische Persönlichkeitsausrichtung des Eigners sein. „Ja Schatz“ wäre ein Anhaltspunkt für einen pflegeleichten Ehemann (oder das persiflierende Gegenteil), „Kenterprise“ ein solcher auf einen risikofreudigen Segler. „O nass is“ ließe sich leicht in Verbindung bringen mit einem späten Verehrer des griechischen Reeders Aristoteles Onassis oder mit dem Eigner eines Bootes, das nicht mehr ganz dicht ist.
Meine persönlichen Highlights von Schiffsnamen aus eigener Wahrnehmung oder seriösen Berichten in der oberen Adria sind
• „Rinderwahn“ (möglicherweise ein von der damals existierenden Seuche Profitierender)
• „Dienstreise“ (man stelle sich vor: Sekretärin kann einen Anruf nicht durchstellen, weil Angerufener „auf Dienstreise“)
• „Kompro Miss“ (das Schiff hatte drei Eigner, die sich immer und in allen Belangen einigen mussten); auf diesem Schiff war ich selbst einmal Mitsegler auf einem 4-tägigen Törn
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Im Zusammenhang mit Letzterem erinnere ich mich an eine Äußerung meines leider inzwischen verstorbenen Freundes E., der dazu sagte: „Eine Eignergemeinschaft bei einem Schiff funktioniert nur, wenn die Zahl der Eigner eine ungerade Zahl ist und kleiner als zwei!“
© Walter Lepuschitz 2020-09-03