von Lars Von Dollen
Irgendwann entschied ich mich die eine Ruine zu besuchen, bei der ich noch nicht war. Eingelassen in den Berg ist ein kleiner Tunnel. Doch hier gibt es keine Treppe hinauf, nur einen alten, kaputten Pfad der sehr steil den Berg umringt. Astra fragte, ob sie mit kann, also begannen wir am frĂŒhen Morgen den Pfad zu erklimmen. Zuerst gibt es noch kleine Seile die an steilen Stellen befestigt sind und wir sehen sogar ein paar HĂ€user die bewohnt sind. Der Weg wird aber immer schlechter, der Boden steiniger. Irgendwann sind bestimmte AbhĂ€nge so steil, dass wir nur hinaufkommen in dem wir uns auf die Schultern der anderen Stellen oder lange Umwege gehen an den Stellen vorbei und erst spĂ€ter wieder auf den Weg treffen. Wir sind beide stark erschöpft und als wir einen kleinen Vorsprung finden an dem ein alter Baumstumpf liegt ruhen wir uns einen Moment aus.
Ich lege mich auf den Boden, Astra neben mir und wir beide genieĂen die Sonne, die einem WĂ€rme spendet trotz des starken Windes. Nach ein paar Minuten beginnt Astra zu reden: âWann willst du eigentlich wieder gehen?â âMorgen oder Ăbermorgen wahrscheinlich. Weiter nach Norden. Vielleicht finde ich etwas.â, antworte ich ihr. Sie fragt weiter: âUnd wenn nicht? Wenn da nichts ist, wenn die Vergangenheit fĂŒr immer verschlossen bleibt, sie sich nie uns offenbart egal, was wir versuchen.â Ich denke einen Moment nach: âFalls ich zurĂŒckkomme, die StĂŒrme ĂŒberstehe und trotzdem nichts finde, dann weiĂ ich nicht mehr. Ich glaube, dann muss ich einfach aufgeben. Vielleicht kehre ich nach Hause zurĂŒck. Vielleicht suche ich mir eine einsame Insel und bleibe dort bis ich irgendwann sterbe.â âNein, du- wir können nicht einfach aufgeben. Irgendwas muss es doch geben. WofĂŒr soll ich leben? Um zu arbeiten? Reich und mĂ€chtig werden, oder eher so zu bleiben wie meine Eltern. Ich komme mit dir. Und wir werden etwas finden. Irgendwas.â, am Ende beginnt sie zu schluchzen, doch sie kĂ€mpft dagegen an. âWenn du dir wirklich sicher bist, dann komm mit. Es wird eng auf dem Boot, doch es passt. Wir schaffen das. Das glaube ich wirklich.â, sage ich. Sie steht auf: âDas bin ich.â Ich stehe auch auf und plötzlich umarmt sie mich: âDanke.â Dann löst sie sich wieder und schweigend gehen wir die letzten Meter den Berg hinauf.
Als wir am Eingang ankommen ist es schon spĂ€ter Nachmittag. Eine metallene GittertĂŒr von einem alten verrosteten Drahtzaun umgeben. Die grauen WĂ€nde reichen tief in den Berg hinein. Die TĂŒr lĂ€sst sich nicht öffnen, aber der Zaun ist so kaputt wir können einfach ins Innere durchsteigen. Wir folgen dem alten Gang. Immer weniger Pflanzen bedecken den Tunnel als wir weiter vordringen und es wird immer dunkler. Irgendwann betreten wir einen sechseckigen Raum, der scheinbar fast komplett leer gerĂ€umt wurde, denn auĂer einem Tisch an einer Wand. An der Decke ist ein kleines Fenster, durch das Licht fĂ€llt. Wir durchqueren den auf dem Tisch liegt ein Zettel und eine merkwĂŒrdige viereckige Platte. Auf dem Zettel steht: Falls es noch irgendwelche NachzĂŒgler gibt, hier der SchlĂŒssel. Seit vorsichtig mit den StĂŒrmen. Ab hier ist die Schrift nicht mehr zu lesen. Ich greife nach der Platte und stecke sie in meine Tasche. âWas ist das?â, fragt Astra die sich den Rest des Raumes anschaut. âHier stand irgendwas von SchlĂŒssel, hört sich wichtig an.â, antworte ich: âSonst wurde dieser Ort glaube ich verlassen.“
© Lars Von Dollen 2023-09-06