Schmerz

Welcher Schmerz ist eigentlich der schmerzhafteste?

Mit dieser Frage habe ich fast täglich zu kämpfen. Es ist kein Stechen oder Brennen. Auch kein dumpfer, leichter oder starker Schmerz. Dieser Schmerz ist unendlich und unerträglich. Für diesen Schmerz gibt es keine Härteskala, denn er schleicht sich Schritt für Schritt in dein Herz hinein. Tag für Tag richtet dieser Schmerz mehr Schaden an. Es ist der Schmerz der Hoffnungslosigkeit. Die Hoffnungslosigkeit, niemals Liebe erfahren zu können. 

Sie schleicht sich bei jeder Kleinigkeit im Alltag hinein. Bei einer Absage einer Freundin, einem negativen Kommentar auf Instagram oder einer Versetzung bei einem Date. Später sehe ich Paare an mir vorbeilaufen oder im Café neben mir sitzen und frage mich „was mache ich falsch?“ 

Ich hole mir Tinder, Bumble oder eine andere Datingapp und hoffe sehnlichst endlich eine Person kennenzulernen. Doch bei jedem Swipe und bei jedem Stückchen Hoffnung kommt auch noch die Angst hinzu. „Was, wenn ich selbst für Tinder nicht gut genug bin?’

Am nächsten Tag beäuge ich mich skeptisch vor dem Spiegel. „Sind es die Haare, die nicht glatt und nicht lockig genug sind? Ist es mein Gewicht, die Speckrolle, die im Sitzen zum Vorschein kommt oder ist an meiner Art etwas unsympathisch?“ 

Jeden Tag, wenn ich mein Spiegelbild sehe, frage ich mich “Was stimmt nicht mit mir?”

Bis mich ein kleiner Lichtblick der Hoffnung erhellt. Eine Person hat mich auf ein Date eingeladen. “Doch was ist, wenn ich ihm nicht gefalle? Schließlich stimmt etwas mit mir nicht“. Ein letztes Stück der Hoffnung kämpft sich auf der Oberfläche hervor, und ich nehme das Treffen wahr. 

Ein letztes Stück verliere ich, während ich tagelang auf eine Antwort von besagter Person warte. Kein einziges Lebenszeichen. Mir wird klar, genau dieser Schmerz ist der schmerzhafteste, wenn man immer wieder enttäuscht wird und das Gefühl bekommt, dass man selbst schuld ist, nicht geliebt zu werden.