Schmetterlinge im Bauch

 Doch als ich den Bildschirm entsperrte, sah ich, dass es eine Nachricht von einem Unbekannten war. Ein gewisser Florian hatte mir geschrieben. „Hey, ich mag deine Haare :)“ Ich tippte neugierig auf sein Profil. Er hatte keine Bilder auf seinem Profil und bei dem Profilbild erkannte man auch nicht wirklich viel. Wir hatten auch keine gemeinsamen Freunde, deswegen fragte ich mich, was ihn dazu gebracht hatte, mir zu schreiben. Ich erinnerte mich an die Worte meiner Mutter am Morgen: „Es wird nicht einfach, Stephi, aber du musst dir Zeit geben. Zeit, um zu heilen, um ein normales Leben zu führen. Doch was bedeutet „normal“? Ich fühlte mich fremd in meinem eigenen Körper, in dieser Welt, die sich weiterdreht, hatte, während ich stillstand. Mein Daumen zögerte über die Tastatur. Was sollte ich antworten? War es überhaupt eine gute Idee? Aber irgendwas, eine Mischung aus Neugier und Wärme zog mich an. Schließlich tippte ich eine kurze Antwort: „Hey, danke :)“ Es dauerte nicht lange, bis seine Antwort kam: „Wie geht es dir?“ Ich atmete tief durch. Wie sollte ich diese einfache Frage beantworten, wenn die Antwort so kompliziert war? Im Endeffekt schrieb ich: „Ganz okay. Und dir?“ Wieder kam die Antwort schnell: „Mir geht’s gut. Ich habe deine Fotos gesehen und dachte, ich sag einfach mal hey. Hast du Lust nächstes Wochenende mal einen Kaffee trinken zu gehen?“ Ich starrte auf meinem Bildschirm. Ein Teil von mir wollte einfach ablehnen, sich zurückziehen in die Sicherheit meines Zuhauses, weg von dieser fremden beängstigen Welt. Aber ein anderer Teil – der Teil, der sich nach Normalität sehnte, nach einem Leben außerhalb der Krankenhausmauern – wollte es wagen. „Klar, warum nicht?“ tippte ich schlussendlich und schickte die Nachricht ab, bevor ich es mir anders überlegen konnte. Vielleicht war es der Anfang eines neuen Kapitels. Vielleicht war es der Weg, den ich gehen musste, um wieder zu mir selbst zu finden. Heute war mein 16.Geburtstag, und ich hatte das Gefühl, dass etwas Neues begonnen hatte – ob zum Guten oder Schlechten, das wusste ich noch nicht.