von Daniela Kail
Vor Weihnachten fiel es mir wieder in die HĂ€nde⊠mein allererstes Tagebuch. Und da war sie auch, die Geschichte ĂŒber das erste Verliebtsein:
âAm Freitag, den 3.1.1986 kam meine Tante Maria zu uns. Sie brachte mir die Mitteilung, dass sie Schifahren in die Steiermark fahren wĂŒrde. Ich bettelte gleich, ob ich mitfahren dĂŒrfe. Meine Eltern erlaubten es nur, weil meine kleine Schwester NICHT mit wollte. Am nĂ€chsten Tag mussten wir schon um 5 Uhr frĂŒh aufstehen. Um 8 Uhr kamen wir bei Tante Anni in Dreistetten an, denn meine Cousine Karin wollte auch mit. Ich naschte noch 2 Rumkugeln und 2 Windringerl vom Christbaum und schon fuhren wir weiter. Bei Tante Reinhild in Krieglach angekommen aĂen wir noch Wurstsemmeln und Onkel Franz war so nett und montierte uns die Schneeketten aufs Auto. Dann brausten wir auf den Sommerberg. Weil es sehr neblig war, besuchten wir noch vorher unseren 95jĂ€hrigen Opa und die Oma, die in der NĂ€he der Piste ihr Bauernhaus hatten. Sie buken gerade Brot. Am Anfang erkannte der Opa Karin nicht â mich gleich. Den ganzen Nachmittag sausten wir die drei Pisten auf und ab. Am nĂ€chsten Tag ging es nach dem FrĂŒhstĂŒck gleich wieder rauf auf den Berg. Ich erkannte einen Buben vom Vorjahr wieder. Er sagte âterreâ zu uns, also nannte Karin ihn den âTerre-Bubâ. Er wohnte gleich neben der Piste und hatte 4 BrĂŒder und 1 Schwester. Karin hielt ihn immer zum Narren. Einmal wollte er ihr den Weg versperren, doch sie fuhr frech ĂŒber seine Schi. Er schimpfte und meinte: âJetzt folgt ein Rachefeldzugâ. Deshalb nannte Karin ihn jetzt den âRachenputzerâ. Aus Rache bewarf er uns mit SchneebĂ€llen oder verfolgte uns. Als wir vor einer kleinen HĂŒtte rasteten, kam sein kleinerer Bruder Herbert mit dem âRotenâ, vorbei und er schrie âMausiâ zu uns herĂŒber. Wir dachten, er wĂŒrde Karin meinen und lachten ihn aus. Aber es stellte sich heraus, dass er MICH damit meinte. Jedes Mal, wenn er an mir vorbeifuhr, rief er âMausiâ oder âSchatziâ oder âWie heiĂt du?â. Aber er blieb nie stehen, sondern verschwand immer gleich wieder. Ich hatte immer Herzklopfen, wenn ich ihn sah und freute mich, wenn ich irgendwo ein âMausiâ hörte. Leider war der Schitag viel zu schnell wieder zu Ende.
Am Abend war eine Rodelpartie mit der ganzen Familie beim âAnnerlbauerâ geplant. Der Himmel war mit Sternen ĂŒbersĂ€t und plötzlich sah ich 3 Sternschnuppen. Ich wĂŒnschte mir etwas ganz Besonderes. Ich musste immer an Herbert denken. Die Schlittenfahrt war lustig, besonders als wir immer im Schnee steckenblieben. Trotzdem ging ich traurig ins Bett, denn am nĂ€chsten Tag mussten wir Abschied von Krieglach nehmen!â
Wir hatten nicht einmal ein Wort miteinander gesprochen, trotzdem hatte ich mich total verliebt und ich dachte noch sehr lange an ihn. Es war ĂŒberhaupt das erste Mal, dass ein Junge mir seine Aufmerksamkeit schenkte. Und dafĂŒr war mein fast 12jĂ€hriges âIchâ sehr dankbar.
Ein Jahr spĂ€ter sah ich ihn wieder, aber der Zauber war weg und das GefĂŒhlschaos verschwunden. Schade!
© Daniela Kail 2021-12-30