von Zerdenker
Die Streichdicke sollte mindestens dieselbe wie die Brotdicke sein und dazwischen eine ordentliche Schicht Butter. So wurde mir von einem guten Freund das richtige Nutellabrot erklärt.
Nachdem ich ein experimentierfreudiger Marillenmarmeladenmensch bin, kaufte ich mir ein Glas dieser herrlich streichzarten Nussnougatcreme. Mit dem scharfen Messer vollkommen benetzt mit der braunen Paste begann ich am darauffolgenden Tag mit dem Bauarbeiten eines dieser herzhaften Brote. Überwältigt von dem Brot genoss ich es, wie der Aufstrich langsam in meinem Mund dahinschmolz.
Palmöl vereinigt ja viele positive Eigenschaften: Es weist bei Zimmertemperatur eine feste Konsistenz auf, muss also nicht chemisch gehärtet werden. Darüber hinaus ist es geschmacksneutral, sehr hitzestabil, extrem haltbar und macht Lebensmittel besonders streichfähig.
Diese Eigenschaften erklären, warum es in Margarine, Fertigprodukten, Kerzen, Kosmetikprodukten, Waschmittel oder in Aufstrichen genutzt wird.
Laut United States Department of Agriculture (USDA) wurden 2019 rund 74 Millionen Tonnen Palmöl produziert – ca. 20 % davon aus nachhaltiger Produktion.(Hierzu gab es leider keine genauen Daten)
Für die Menge ist ca. 2,5 mal Österreich als Anbaufläche nötig, oder mehr als 23 Mio Hektar, wie es sich für einen halt leichter rechnen lässt. Ist ja auch nicht so, dass das gute Zeug in der Nachbarschaft wächst – Indonesien und Malaysia sind zusammen für rund 84 Prozent des herzhaften Rohstoffs verantwortlich. Dazu passt die EU als zweitgrößter Abnehmer mit 15 Prozent oder 7,3 Millionen Tonnen für das gepresste Schmiermittel (IndexMundi 2020).
Nur ist alleine die Aussprache dieser Ölsorte bei uns schon zu einem No-Go geworden. Dementsprechend passt sich ein Teil der Industrie dieser veränderten Nachfrage an. Eine Studie unter Speiseeisherstellern hat ergeben, das jetzt die meisten auf Kokosöl umsteigen, was das Verhalten der meisten Branchen wiederspiegelt, die mit Palmöl produzieren. Das Problem: Ölpalmen liefern einen Ertrag von 3,69 t pro Hektar, Kokospalmen nur 0,7 t und diese sind noch seltener kontrolliert und zertifiziert.
Anstatt wieder nur lineardenkend eine andere Lösung für ein Problem zu finden, welche sogar schlechter ist, lasset uns mal einen Schritt weiter denken: Palmöl ist ein guter Rohstoff, aber wie überall kommt es darauf an, wie viel und wo er eingesetzt wird. Es gibt da auch wieder eine Mischung an Lösungen. Anreize für Bauern setzen damit nachhaltiger produziert wird. Gleichzeitig gesünder, lokaler und ausgewogener Ernähren mit weniger Fertignahrung und an besseren Rohstoff-Alternativen arbeiten. Es gibt einen besseren Weg und es liegt an uns diesen aufzuzeigen.
Das Brot war ein heftiger Genuss, nehme ich aber gerne in die Gewohnheiten auf, denen ich ein/zweimal im Jahr nachkomme. Aja und was mir noch einfällt: Jetzt schreibe ich noch schnell Nutella rückwärts bevor es – alle tun. ^^
© Zerdenker 2020-12-14