Schnaps, Bier, Wein …

Victoria

von Victoria

Story

lass das sein, sitzt darin ein Teufelein – oder, wie Alkohol eine Familie zerstören kann.

Andrea verliebte sich in den besten Freund meines Freundes und kam so zu unserer Gruppe dazu. Roman war ein kluges Kerlchen, allerdings trank er gern und bemitleidete sich stets selbst, wenn das Leben nicht nach seinen Plänen ablief. Andrea und Roman zogen nach ein paar Jahren zusammen, bekamen eine kleine Tochter und heirateten im darauffolgenden Jahr.

Andrea arbeitete als Lehrerin, was ihr sehr gut gefiel – immerhin war dies als Kind bereits ihr Traumberuf und sie verfolgte ihr Ziel hartnäckig, bis sie es erreichte. Roman hatte eine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann absolviert und hatte immer ein bisschen das Gefühl, dass er für seine Leistungen unterbezahlt war. Er jammerte gern, wenn er mit seinem Leben unzufrieden war und trank ein Gläschen Wein oder Bier, um seinen Alltagsfrust zu mindern. Allerdings blieb es selten bei einem Glas.

Es kam immer öfter vor, dass er sich auch während der Arbeitszeit den einen oder anderen Schluck genehmigte. Auf diese Art und Weise verlor er mehrmals seinen Arbeitsplatz und musste sich wieder einen neuen suchen. Seinen Freunden war er es neidig, wenn diese besser verdienten oder angenehmere Arbeitszeiten hatten, das führte mit der Zeit dazu, dass die Freunde den Kontakt zu ihm abbrachen.

Andrea hatte es nicht leicht mit ihrem Mann. Da er handwerklich nicht sehr geschickt war, musste sie vieles selbst machen im Haushalt und bei Reparaturen ihren Vater um Hilfe bitten. Auch das Kümmern um die gemeinsame Tochter blieb zum größten Teil ihr überlassen, da der arme gestresste Mann sich abends ausruhen musste vom anstrengenden Arbeitstag und zur Beruhigung ein paar Gläschen Wein oder auch einen Schnaps benötigte.

Andrea verharrte sehr lange Zeit in einer gewissen Abhängigkeit. Sie glaubte, ihn als Ehefrau unterstützen zu müssen, während er sich im Selbstmitleid suhlte und immer tiefer in die Alkoholabhängigkeit rutschte.

Als er eines Tages einen gutbezahlten Job in einem Wettbüro erhielt, sah es anfangs so aus, als würde nun alles besser werden. Doch Roman begann bei den Wetten mitzuspielen, manchmal verlor er, manchmal gewann er. Einmal musste er einen derart großen Verlust hinnehmen, dass er den Einsatz nicht mehr begleichen konnte. Er „borgte“ sich aus der Kassa des Wettbüros das nötige Geld aus. Sein Chef bemerkte es und wieder mal saß er auf der Straße. Und immer hatten alle anderen Schuld an seiner Misere.

Nach vielen Jahren endlich schaffte Andrea den Absprung und reichte die Scheidung ein. Sie musste nun alleine die Wohnung abbezahlen und bekam kaum Alimente von ihm, da er die meiste Zeit arbeitslos war. Doch sie hat es geschafft mit Fleiß und Durchhaltevermögen. Sie bereut diesen Schritt nicht, ist mittlerweile glücklich alleine, die Tochter studiert und Roman sinniert weiterhin darüber nach, wer schuld an seinem tristen Leben hat, während er sich eine Flasche Wein aufmacht.

© Victoria 2019-10-30