SCHNEE AM VALENDIENSTAG

InaRavain

von InaRavain

Story

14. Februar, irgendein Wochentag. Freitag, Donnerstag? Jedenfalls kein Dienstag. Die Jahreszeiten, Monate und natürlich auch die Wochentage kann doch jedes Volksschulkind. So auch meine Tochter. Montag, Dienstag, Mittwoch .. usw.

Papa kommt nach Hause. Er hat einen Blumenstrauß. „Jö, die sind schön, wem gehören die?“ – „Für Mutti, heute ist Valentinstag!“ Meine Tochter schweigt, aber man sieht ihr an, dass sie angestrengt nachdenkt. Es dauert eine Weile bis sie sagt „heute ist aber Donnerstag!“ – „Ja, ich weiß welcher Tag heute ist.“ „Papa hat aber gesagt es ist Dienstag!“ – „Papa hat gesagt Valentinstag!“ – „So einen Tag gibt es gar nicht!“ Man lernt ja doch nicht alles in der Schule.

Addition – plus. Subtraktion – minus. In meiner Volksschulzeit nannten wir es Und-Rechnungen bzw. Weniger-Rechnungen. Plus und Minus erst im Gymnasium in Mathematik. Plus und Minus – gibt es das auch in der Musik? Im Dachgeschoß unseres Hauses, das wir – so ca. 25km von Wien entfernt – gemietet hatten, wohnte ein junges Elternpaar. Der Vater spielte gerne und gut Gitarre, das gefiel meinen Kindern. Nachdem sie wieder einmal von einem „Konzert“ zurückkamen, meinte meine Tochter:“ Warum spielt der Herr Fritsch immer nur plus, kann er nicht minus spielen?“ Er hatte wohl den Blues!

Morgens 5Uhr30. Der Wecker läutet. Ich schaue aus dem Fenster. Es hat heftig geschneit und es schneit noch immer. Es ist bitterkalt. Die Kinder müssen in die Schule. Das Landleben hat nicht nur seine schönen Seiten. Kinder wecken, Frühstück machen, Schulbrote herrichten und Auto ausschaufeln.

Es ist 6Uhr30. Es klopft an der Türe. Der Nachbar aus dem Dachgeschoß. – „Können sie mich mitnehmen nach Wien, mein Auto springt nicht an?!“ -„Natürlich, aber ich fahre erst kurz nach sieben!“ – „Ich sehe, sie haben das Auto schon freigeschaufelt, haben sie auch schon gestartet?“ – „Nein, das ist nicht notwendig, der ist immer noch angesprungen!“ – „Es ist aber heute sehr frostig!“

Stiefel, Haube, Handschuhe, Schal – wir sind startbereit. Nicht jedoch das Auto. Keine Chance, da muss der ÖAMTC her. „Ich weiß nicht, wann jemand kommen kann. Heute ist sehr viel los. Wir rufen sie an.“

Im Dachgeschoß bei den Nachbarn ist es gemütlich. Die junge Mutter kocht Tee, es gibt auch noch Weihnachtskekse. Der junge Vater nimmt seine Gitarre zur Hand und wir vergessen die Zeit. Meine Kinder spielen mit dem kleinen Michi, der sich wundert, warum die beiden heute nicht in die Schule gehen. Wir erklären ihm, dass unser Auto nicht fährt und wir auf Hilfe warten. Es wird langsam mittags, wir beschweren uns immer wieder lautstark, dass der ÖAMTC nicht kommt. Eigentlich bin ich froh, bei diesen Strassenverhältnissen nicht in die Stadt fahren zu müssen. Es schneit immer noch. Die Kinder freuen sich über Schule schwänzen und der Nachbar wirkt auch ganz zufrieden.

Nur dem kleinen Michi scheint es zu lange zu dauern. Er ist müde und meint grantig:“Wann kommt denn jetzt endlich der böse C!“

© InaRavain 2020-06-17