So, jetzt ist er also da. Keine Unmengen, aber es ist alles wieder schön zugedeckt. Schön weiss und pulvrig. Nix zum Schneemannbauen, das könnt morgen was werden, wenns wieder wärmer wird. Heute wärs fein zum Bobbeln, zum Schifahren, zum Kugeln, fĂĽr eine Schneeballschlacht…
Göttin, wie hab ich das Kugeln geliebt, im Gras und im Schnee. Einladende Hügel haben wir hier ja genug. Jetzt juckt mich kein Bob, keine Schi, kein Schneekugeln. Im Gegenteil, es schreckt mich. Aber ich denk mit einem breiten, dankbaren Lächeln daran zurück, so lang ists auch noch nicht her. Was ich heut mit dem schönen Weiss anfangen könnt, wär eine Schneeballschlacht. Aber ausser meinem Lieb ist niemand da, und der hat eine wehe Hand, das tu ich ihm nicht an.
Werd halt dann mit den Hunden rausgehen. Die schauen eh schon aus wie wandelnde Schneehaufen, weil sie so gern draussen herumtollen. Das Fell voller Schneeknollen, die sie sich dann von den Pfoten zupfen. Ansonsten wart ich ab, bis sie geschmolzen sind, dann ist es Schneewasser, das ich wegwischen kann. Es ist Balsam auch für meine Seele, den Hunden im frischen Schnee zuzuschauen. Grisu, unsere alte Dame, wälzt sich leidenschaftlich darin. Und Amelie, unser Wildfang, ist eine einzige Schnee-Staubwolke.
Ich geh mit eher kleinen Schritten in einer Traktorspur, – nur ja nicht hinfallen!, und horche auf das Knirschen meiner Schritte im Schnee. Ja, so soll Winter sein, genau so!
Wie sie doch alle schimpfen ĂĽber diese Jahreszeit. Nein, schimpfen tu ich nicht, höchstens ein bissi seufzen. Wegen der Angst, auszurutschen, und weil auch das Schneeschaufeln frĂĽher noch viel einfacher war. Oder anders, Schneeschaufeln war frĂĽher zwar genauso, nur hatte ich noch mehr Kraft. Times, they are a changin’…
Aber vielleicht hab ich damals noch nicht so intensiv wahrgenommen, wie gut der Winter riecht! Diese saubere, frische Luft. Einfach Luft, ohne Zusätze von Flieder- oder Hollerduft, wunderbarer, purer Genuss. Die Nase zum tief Einatmen hochgereckt stapf ich durch den knirschenden Schnee und lache übermütig vor mich hin, wenn ich den Hunden beim fröhlichen Schneetoben zuschaue.
Und allen grantigen Winterbeschimpfern sag ich: hey, es ist schon Ende Jänner, lang bleibt er nimmer da. Heuer war er eh ganz zahm (bisher). Die Kinder hör ich schon schreien und lachen, ein bissi noch im Schnee austoben und dann mit knallroten Wangerln rein in die gute Stube. FĂĽr Kinder ist der Winter Abenteuer, Ăśbermut, Wagnis und Herausforderung. FĂĽr mich ist’s eher eine Zeit der Innenschau, der Erinnerungen. Herinnen im Warmen sitzen und mich an dem Weiss vorm Fenster freuen. Und wenn ich dann rausgeh, so wie jetzt dann gleich, dann stapf ich durch die Schneeflocken wie das Sterntalermädchen und komm reich beschenkt nach Hause.
So ist Winter hier in Oasis…
© rebella-maria-biebel 2020-01-29