Schnüffler am Altglas-Container

Gerhard Maier

von Gerhard Maier

Story

Heute war es wieder soweit, ich musste die gesammelten Flaschen zum Altglas-Container bringen. Morgen kommt die Schwiegermutter, da muss Ordnung im Abstellraum herrschen.

Bei uns am Buchberg hat der Altglas-Container einen schönen Aussichtsplatz mit Blick auf den Hochkönig. An der Kreuzung zweier Güterwege, dort wo auch die Trafo-Station mit Satteldach steht, gibt es eine längliche Schotterfläche, wo hie und da Holz abgeladen, Kälber vom Viehhändler umgeladen werden, wo am Wochenende die Spaziergänger parken. Dort steht der Altglas-Container mit zwei Einwurföffnungen: Buntglas – Weißglas.

In Hörweite befindet sich ein Bauernhaus und eine kleine Schlosserei, in Sichtweite ein weiterer Bauernhof. Alle paar Minuten fährt irgendein Bekannter vorbei, jeder kennt hier jeden. Das Einwerfen von Flaschen ist somit ein öffentlicher Akt.

Heute komm ich mit einem Kofferraum, voll mit leeren Weinflaschen, zum Container. Andi, ein junger Bauer steht mit seinem Pickup davor, kramt in einem blauen Plastikfass herum und wirft viele kleine Flaschen und Marmeladegläser weg. Andi ist ein netter Kerl, man kann gut mit ihm „schatzen“ (schwatzen). Unser „Hoagascht“ (Diskurs) lenkt ihn ab, er nickt und grinst immer wieder und wird immer langsamer. Endlich ist er fertig, unsere Unterhaltung scheinbar aber noch nicht. Andi räumt zwar vorerst das Feld, dreht aber bei der Schlosserei um, stellt sich neben mich und steigt aus.

Ich bin inzwischen so weit vorgefahren, dass ich mit dem Kofferraum direkt vor dem Altglas-Container stehe. Ich kann mir ungefähr vorstellen, was jetzt von Andi kommen wird. In der Stiegl-Bier-Region eilt mir der Ruf voraus, dass ich immer sehr viel Weinflaschen entsorge. Ich werde jetzt ein strategisches Gespräch über Alkohol führen müssen, ein bisschen übertreiben, aber nicht zu viel. Mein ärztlicher Freund meint, ich könne bei diesen super Leberwerten überhaupt jeden Alkohol-Konsum leugnen. Das will ich aber nicht, dann bin ich bei den Biertrinkern ganz unten durch.

Andi: „Na du host aber an Haufn Wei´flaschln! Sovü brachtat i mein gonz Lebtag nid zom!“ Ich kontere gleich, dass auch viele Sektflaschen dabei wären. Er: „Jo, habts es so vü zum Feiern?“ Ich erwähne unsere Kunden, dass da oft feinere Damen dabei sind, die einem Glaserl Prosecco nicht abgeneigt sind. Außerdem müßte ich auch für Freunde oft Wein besorgen, da läppert sich eben das Leergebinde. Andi: „Besorgst du für`d Wirt a was? Wieso? Na, wegen der Steuer halt! Ahso, nur für Private!“

Er schaut mich so von der Seite an und fragt, wie sich Wein auf die Haut auswirkt? Ich meine, dass Alkohol nie sehr gesund sei, dass er, der Andi, aber eh noch eine junge Haut habe! Nein, er hätte eigentlich mich gemeint.

Ach so, bei mir ist es das Alter und die Veranlagung. Wie alt ich denn sei? „Ah, schon so alt, ja Wein konserviert eben! Du, die Flaschl brauchst nit trenna, de schmeißen`s eh wieder olle z`somm!“

Der Schlosser winkt herüber: “Is heit wieda soweit!”

© Gerhard Maier 2020-10-28

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