von neli
Ich bin eine peinliche Esserin. Und es gibt Nahrungsmittel, die widersetzen sich mir mit geradezu boshafter Widerspenstigkeit.
Kürzlich im Zug saß ich einer rüstigen Seniorin gegenüber und traute meinen Augen kaum. Sie verspeiste zwei Tomaten, einfach so aus dem Sackerl und blieb dabei unbefleckt wie die Heilige Jungfrau höchstpersönlich. Wenn ich sowas mache, entledigt sich jede Tomate fontänenmäßig ihrer innewohnenden Flüssigkeit. Da schießt der rote Saft durch die Gegend, kaum dass ich die Haut durchbissen habe! Tomate auf diese Weise essen und Obergewand wechseln gehören bei mir zusammen wie das Amen zum Gebet.
Bei Faschingskrapfen ein ähnliches Szenario. Egal, wo ich auch hineinbeiße, so wie die Marmelade in den Krapfen geschossen wurde, kommt sie unweigerlich wieder heraus. Klebrige Sauerei ist Standard bei Faschingskrapfen.
Nach dem Abnagen von Hühnergebein glänze ich verlässlich wie eine frisch polierte Osterkugel. Flächendeckend – von einem Ohr zum anderen. „Ui, Mama, heit bist aber wieder in der Fettn“ pflegen meine dreisten Söhne dann jedesmal zu bemerken.
Eigentlich bin ich eine begabte Spaghetti-Wicklerin. Nudeln holen, Gabelspitze in den Löffel stellen und wutzeln. Klingt gut, aber sobald da auch ein Soßerl mit von der Partie ist, schaut mein näheres Umfeld immer so aus, als hätte Mal-Aktionismus mit einer sehr effizienten Form der Spritztechnik stattgefunden. Ich liebe „frutta del mare“, aber es wäre in meinem Fall wirklich besser, die gäbe es in breiförmiger Konsistenz. Andernfalls bin ich das verlässliche Ende jeder weißen Tischdecke!
Unvergesslich auch, der Lapsus bei einem SEHR vornehmen Diner im Kavaliershaus. Viele Gäste, wenig Tische – man saß dicht gedrängt mit angelegten Flügelchen da als ich, von links geführt, den Angriff auf eine Perlzwiebel durchführen wollte. Das Ding flitschte aber von der Gabel weg ,um in hohem Bogen auf dem Teller eines honorigen Herrn Dr. Professors zu meiner Rechten zu landen. Die Augen der ansässigen honorigen DR. Professorengattinnen verdunkelten sich schon, als der gute Mann bröseltrocken meinte :“ Danke, aber ich mag die auch nicht so gerne“ und das Ausreißerzwiebelchen unprätentiös auf meinen Teller retour beförderte.
Zum Verspeisen von Äpfeln habe ich auch ein belastetes Verhältnis. Vor langer Zeit verabschiedete sich einer meiner Milchzähne nach einem kräftigem Biss in das knackige Fruchtfleisch ebendorthin. Mein Zahn. So ganz unerwartet, mit einer leicht schleimig-blutigen Spur dran! Einem sensiblen Kind kann sowas ganz schön zu schaffen machen! Inzwischen plagt mich, altersmäßig bedingt, ein bisschen die Furcht vor einem De ja vu Erlebnis…man weiß ja nie.
Wobei – Äpfel kann man umgehen, indem man sie einfach trinkt, aber in Anbetracht aushäusiger Weihnachtsgelage könnte ich prophylaktisch schon mal die Lätzchenbatterie des Enkels einpacken. Die nächsten Näpfchen kommen bestimmt, und ich erwische sie alle!
© neli 2019-12-11