von Celine
Eine Textnachricht wie schon hĂ€ufig. Ein Treffen wie schon manchmal. Ein GesprĂ€ch wie schon oft. Doch meine Gedanken sind bei deiner Hand, die nur wenige Millimeter neben meinem Oberschenkel liegt. Tust du das mit Absicht oder ist das nur ein Moment wie unzĂ€hlige zuvor, in denen du sie unbedacht irgendwo abgelegt hast? Du stellst mir jede Menge Fragen. War das schon immer so oder hat sich das verĂ€ndert? Du machst viele Witze und lachst noch viel hĂ€ufiger, aber das ist dein Charakter, oder? Plötzlich setzt du dich auf der Bank etwas aufrechter hin, dabei stöĂt dein Oberschenkel an meinen. War das dein Plan? Oder hast du es gar nicht bemerkt? Deine Fragen werden intimer. Du sprichst mit mir ĂŒber Themen, die du nicht einmal deiner besten Freundin anvertraut hast, wie du mir erklĂ€rst. Gibt es dafĂŒr einen besonderen Grund oder hast du lediglich das GefĂŒhl, ich kann dich verstehen? Irgendwann ist mir kalt. Ich möchte noch bleiben und eine Antwort auf meine unzĂ€hligen Fragen bekommen, doch ich traue mich nicht, auch nur eine einzige zu stellen. Also gehen wir. Du machst wieder viele Witze. Und plötzlich fragst du mich, wie gerne ich dich mag. Mein Herz schlĂ€gt etwas schneller. Vielleicht spĂŒrst auch du die Besonderheit dieses Abends. Doch dann sehe ich dein belustigtes Gesicht. Es war nur wieder einer deiner Witze. Ich lache mit, wĂ€hrend sich in mir die EnttĂ€uschung breit macht. Irgendwann kommen wir an der Bushaltestelle an, die fĂŒr uns den Abschied bedeutet. Ich bin mir sicher, dass es dir nichts ausmacht. Doch du bist plötzlich ernst geworden. Ob dieses Treffen heute fĂŒr mich nur eines unter Freunden oder mehr war, willst du wissen. Bei diesen Worten beginnt mein Herz wie wild zu pochen. Erst ist es mir unmöglich zu antworten, doch schlieĂlich erklĂ€re ich, dass ich es nicht wisse. Du lachst, typisch du, meinst du. Du sagst es nicht böse und dein Lachen ist etwas unsicher. Was ich mir denn wĂŒnschen wĂŒrde, fragst du. Dein Blick ist abwartend, aber nicht fordernd. Ich versuche meine Worte mit Bedacht zu wĂ€hlen. Zwischen uns, da sei etwas, das zuvor nicht da war, das könne ich nach diesem Abend nicht abstreiten. Noch immer ist dein Blick abwartend, du hast das âAberâ aus meiner Aussage herausgehört. Mir bleibt nichts anderes ĂŒbrig, als meinen Satz zu vervollstĂ€ndigen. Aber ich habe Angst. Du atmest tief durch. Ich habe das GefĂŒhl in deinen Augen sowohl Erleichterung als auch einen Hauch von EnttĂ€uschung zu erkennen. Du hast Angst, wiederholst du meine Worte mehr fĂŒr dich selbst. Plötzlich kehrt dein LĂ€cheln wieder auf dein Gesicht zurĂŒck. Dann gibt es wohl heute keinen Kuss fĂŒr dich, stellst du nun wieder in deinem belustigten Ton fest. Mein Bus kommt. Wir verabschieden uns mit einer Umarmung. Eine Umarmung wie schon hĂ€ufig. Ein âBis baldâ wie schon manchmal. Doch dieses âBis baldâ ist anders. Nicht wie ein Abschied. Mehr wie ein Anfang. Ein Neuanfang. Denn heute ist zwar nichts passiert, aber doch so viel.
© Celine 2022-08-22