von Sonja Berka, BEd
Es war einmal eine Zeit voller Klimakatastrophen, Massensterben von Tieren und Pflanzen, Hungersnot, Krieg und Tod. SchweiĂgebadet wachte ich auf. Zum GlĂŒck war alles ein böser Traum, oder?
Ich setzte mich auf und blickte durch den Raum. Mein Mann Thomas schlief noch friedlich. DrauĂen konnte man den Beginn eines herrlichen Sommertrags erahnen. Leise schlĂŒpfte ich aus dem Bett und schlich auf die Terrasse. Unsere Tochter Sara hatte schon den FrĂŒhstĂŒckstisch gedeckt. Freudestrahlend lief sie mir entgegen und drĂŒckte mich. Ich nahm auf unserer aus Holzresten selbst zusammengezimmerten und bunt bemalten Hollywoodschaukel Platz und Sara hĂŒpfte auf meinen SchoĂ. Wir beobachteten zwei junge EichkĂ€tzchen, die am Baumstamm unseres Kirschbaums spiralförmig mit fiependen GerĂ€uschen rauf- und runtersausten. Ich dachte bei mir: âEin Baum ist wie ein Mensch, der Wurzeln geschlagen hat und fĂŒr andere sorgt.â Sara: âMama, wie war es, als du so alt warst wie ich jetzt?â
„Ich hatte die tollsten Spielsachen, aber vor lauter Hausaufgaben und lernen keine Zeit dafĂŒr. Und weil Oma und Opa sehr viel arbeiten mussten, hatten sie keine Zeit fĂŒr mich und Jonas.
Dann kam die schlimmste Naturkatastrophe und wir mussten fliehen.“
Thomas hatte uns eine Weile zugehört, bevor er sich bemerkbar machte: âAlles ist wie eine groĂe Waage. Wir haben das Gleichgewicht selbst in der Hand. In einer Waagschale sind wir Menschen und in der anderen die Tiere, Pflanzen, Wasser, Nahrung und Rohstoffe. Nehmen wir uns zu schnell zu viel aus der anderen Schale heraus, gerĂ€t alles ins Ungleichgewicht. Geben wir langsam StĂŒck um StĂŒck wieder zurĂŒck, kommt alles einschlieĂlich unseres Klimas wieder ins Lot. Sobald ich auch an andere denke und danach handle, bleibt langfristig alles in Balance.â Sara: âDas nennt man Nachhaltigkeit, oder?â
Thomas: âGanz genau. Damit meine Energie auch im Gleichgewicht bleibt, sollte ich langsam etwas frĂŒhstĂŒcken.â Sara: âGute Idee. Ich habe schon einen BĂ€renhunger.â Ich brach ein Kipferl entzwei und reichte eine HĂ€lfte Sara. Sie nahm es dankend entgegen und meinte: âDamals habt ihr richtig teilen gelernt, stimmtÂŽs?â Ich: âJa. Es blieb uns nichts anderes ĂŒbrig. Das Geld hatte keinen Wert mehr. Wir mussten zusammenhelfen und zusammenlegen, was wir hatten. Wir schauten nicht mehr auf den Preis, sondern auf den Wert und schĂ€tzten, was wir hatten. Wir lernten bescheidener, dankbarer, zufriedener und demĂŒtiger zu leben und erkannten, was wirklich wichtig ist.â
Sara: âDu meinst, so wie wir?â Thomas: âJa. Wir ĂŒbernehmen Verantwortung. Weil wir weniger brauchen, mĂŒssen wir weniger arbeiten und haben dafĂŒr mehr Zeit.â
Sara: âWas wĂ€re dir lieber – Zeit oder Geld?â Thomas: âMit Geld kann ich nur Dinge kaufen, aber die Zeit verbringe ich mit Menschen, die ich mag.â
Sara: âWas ist das Geheimnis?“ Ich: âVertrauen.â âDann vertraut mir.â, gluckste Sara, lief zwischen den Sonnenblumen zum Baum und kletterte so hoch sie sich traute hinauf.
© Sonja Berka, BEd 2022-05-22