von Aroundtheworld
Der erste Urlaub in Schweden mit dem Auto war spontan und ohne Planung. Ein Entschluss und ein kurzer Anruf bei den Eltern mit den Worten: „Wir sind weg und wissen noch nicht, wann wir zurück sind“, war alles. Wir packten den kleinen VW Käfer Baujahr 1965 mit allen Dingen, die man für eine Campingrundreise benötigt: Zelt, Decken, Grill etc. Jede kleine Ecke wurde ausgenutzt. Früher konnte eine ganze Familie mit einem solchen Auto nach Italien fahren, da schafften wir auch zwei Wochen Schweden. Zumindest hatten wir erstmal an zwei Wochen gedacht.
Wir entschieden uns für den Landweg über Dänemark, den kleinen Belt, den großen Belt und die Öresundbrücke. So waren wir nicht auf Fahrzeiten von Fähren angewiesen und jeder, der noch einen Käfer fährt weiß, dass die Fahrt mit dem Käfer schon eine Flucht aus der Realität ist.
Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen und besonders, wenn der Urlaub und seine Schwierigkeiten nicht durchdacht wurden. Die Öresundbrücke ist für einen Beifahrer wunderschön. Man kann das Meer sehen, so weit das Auge reicht. Als wäre man ohne andere Menschen mitten im Meer. Nicht schön ist die Öresundbrücke bei Sturm mit einem Auto, dass gerade mal 750 KG wiegt. Jedes Mal, wenn wir hinter einem Brückenpfeiler hervorfuhren, machte der Käfer einen Satz auf die Überholspur. Gegenlenken war nur von wenig Erfolg gekrönt. Während wir bzw. der kleine Krabbler gegen Sturm ankämpfte keimte eine Frage in uns auf.
Schweden ist das Land der Verkehrssicherheit. Besonders die Erfindung des Anschnallgurtes kommt aus Schweden. Das Problem: Unser Käfer hat keine Anschnallgurte. In Deutschland und einigen anderen Ländern ist das kein Problem, aber wir hatten uns nicht über die Regelung in Schweden informiert. Nun blieb uns nichts anders übrig, als unser Glück zu versuchen. Wir konnten schlecht rechts ranfahren und das Internet befragen. Und selbst wenn wir rausfinden sollten, dass die Schweden uns das Fahren untersagen würde, konnten wir auf der Brücke nicht wenden. Also: Versuch macht klug.
An der Grenze zwischen Dänemark und Schweden am Ende der Öresund standen so viele Grenzbeamte wie ich noch bei keiner Grenzüberquerung gesehen habe. Wir atmeten tief durch und sprachen ein Stoßgebet gen Himmel. Es half nichts, wir wurden zur Seite gewunken. Artig kurbelten wir die Fenster hinunter und harrten der Dinge, die auf uns zu kamen.
„Das ist so ein schönes Auto. Wollt ihr den verkaufen?“
Zunächst verdutzt verschlug es uns die Sprache. Auf ein netten „nein“ lachte der Zöllner nur und wünschte uns viel Spaß in Schweden. Den hatten wir, auch wenn wir viel Regen hatten. Unser kleiner Käfer sorgte für viele Gespräche und neue Freundschaften.
Über die Schrecksekunde haben wir noch oft gesprochen und gelacht.
© Aroundtheworld 2021-04-03