von Marianna Vogt
«Wenn wir es schaffen dieses ‘Posthügeli’ zu bewältigen, wie du es so herzig nennst», Frau Müller schmunzelte, als sie dieses Wort aussprach, «besuchen wir heute Nachmittag ein Museum, Holly.»
«Frau Müller, entschuldigen Sie bitte, aber Museen sind nicht so meins. Ich habe keinen Bock so steinalte Dinge anzuschauen.»
«Holly, wann warst du das letzte Mal in einem Museum?» Frau Müller schaute sie herausfordert an.
Holly senkte den Kopf und antwortete: «Ehrlich gesagt noch nie.»
«Dies dachte ich mir. Wir werden keine uralten Steine anglotzen, sondern die wunderbare Ausstellung des spanischen Malers Joan Miro‘.»
«Wenn er so gut aussieht, wie sein Name klingt, dann ist alles ok.» Holly schmunzelte spitzbübisch.
«Kindchen, man merkt, dass du in Sachen Kunst, etwas ‘Nachhilfeunterricht’ benötigst. Joan Miro‘ lebte von 1893 bis 1983. Aber seine Bilder sind auch heute noch weltberühmt.»
«Ach so ist das.»
«Während wir uns so angeregt unterhielten, haben wir das ‘Posthügeli’ gebodigt, Holly. Und somit besuchen wir jetzt die Exposition.»
Am Nachmittag im Museum …
«So, Kindchen, jetzt schauen wir uns die Miro‘ Bilder an und dann erfinden wir dazu eine Geschichte.»
Nach einer Weile sah Holly ihre Chefin ganz entsetzt an und sagte: «Frau Müller, die Bilder gefallen mir überhaupt nicht. Es fällt mir nichts dazu ein und so kann ich keine Geschichte schreiben.» Dann erblickte Holly ein Foto des malenden Miro‘. «Höchstens dazu.» Sie zeigte auf das Bild.
«Ich bin gespannt. Dann erzähl mal, Kindchen!»
«Sag, was guckst du so blöd? Gib mir lieber Tisch und Stuhl, so muss ich meine Bilder nicht am Boden malen.»
Frau Müller klatschte vor Freude in die Hände.
«Frau Müller, schauen Sie mal. Der Baum dort drüben ist ganz besonders. Holly ging näher heran und erblickte eines ihrer liebgewordenen Zettelchen. Schnell steckte sie es ein. «So könnte ich mir Arielle’s Weihnachtsbaum vorstellen.» Holly kicherte.
«Du hast bestimmt schon eine Geschichte im Kopf. Erzähl sie mir, Holly!», forderte Frau Müller sie auf.
«Arielle, die Meerjungfrau wünschte sich nichts sehnlichsteres als einen Christbaum. Poseidon, der Gott der Meere, erfüllte ihr den Wunsch und fragte neugierig: ‘Arielle, wie gedenkst du den Baum zu schmücken?’ Ach nichts leichter als das, antwortete Arielle: ‘Ich hänge Oktopusse, Quallen, Seepferdchen und Wassertropfen an die Äste.’
«Großartig Holly. Aber jetzt müssen wir gehen, das Museum schließt in ein paar Minuten.»
Auf dem Heimweg las Holly das Zitat vom 20.12.: Es geht uns mit Büchern wie mit den Menschen. Wir machen zwar viele Bekanntschaften, aber nur wenige erwählen wir zu unseren Freunden. Ludwig Feuerbach
Holly las den Spruch noch einmal. Ob ich die Adresse doch löschen sollte?
Die Geschichte ist eine Mischung aus Märchen und Realität!
Titelbild: ‚Eau Tannenbaum‘, Museum Würth, Rorschach
© Marianna Vogt 2024-12-20