Schreib‘ eine Weihnachtsgeschichte

Marianna Vogt

von Marianna Vogt

Story
Museum WĂŒrth, Rorschach 2024

«Wenn wir es schaffen dieses ‘PosthĂŒgeli’ zu bewĂ€ltigen, wie du es so herzig nennst», Frau MĂŒller schmunzelte, als sie dieses Wort aussprach, «besuchen wir heute Nachmittag ein Museum, Holly.» 
«Frau MĂŒller, entschuldigen Sie bitte, aber Museen sind nicht so meins. Ich habe keinen Bock so steinalte Dinge anzuschauen.»
«Holly, wann warst du das letzte Mal in einem Museum?» Frau MĂŒller schaute sie herausfordert an.
Holly senkte den Kopf und antwortete: «Ehrlich gesagt noch nie.»
«Dies dachte ich mir. Wir werden keine uralten Steine anglotzen, sondern die wunderbare Ausstellung des spanischen Malers Joan Miro‘.»
«Wenn er so gut aussieht, wie sein Name klingt, dann ist alles ok.» Holly schmunzelte spitzbĂŒbisch.
«Kindchen, man merkt, dass du in Sachen Kunst, etwas ‘Nachhilfeunterricht’ benötigst. Joan Miro‘ lebte von 1893 bis 1983. Aber seine Bilder sind auch heute noch weltberĂŒhmt.»
«Ach so ist das.»
«WĂ€hrend wir uns so angeregt unterhielten, haben wir das ‘PosthĂŒgeli’ gebodigt, Holly. Und somit besuchen wir jetzt die Exposition.»

Am Nachmittag im Museum 


«So, Kindchen, jetzt schauen wir uns die Miro‘ Bilder an und dann erfinden wir dazu eine Geschichte.»
Nach einer Weile sah Holly ihre Chefin ganz entsetzt an und sagte: «Frau MĂŒller, die Bilder gefallen mir ĂŒberhaupt nicht. Es fĂ€llt mir nichts dazu ein und so kann ich keine Geschichte schreiben.» Dann erblickte Holly ein Foto des malenden Miro‘. «Höchstens dazu.» Sie zeigte auf das Bild.
«Ich bin gespannt. Dann erzÀhl mal, Kindchen!»
«Sag, was guckst du so blöd? Gib mir lieber Tisch und Stuhl, so muss ich meine Bilder nicht am Boden malen.»
Frau MĂŒller klatschte vor Freude in die HĂ€nde.
«Frau MĂŒller, schauen Sie mal. Der Baum dort drĂŒben ist ganz besonders. Holly ging nĂ€her heran und erblickte eines ihrer liebgewordenen Zettelchen. Schnell steckte sie es ein. «So könnte ich mir Arielle’s Weihnachtsbaum vorstellen.» Holly kicherte.
«Du hast bestimmt schon eine Geschichte im Kopf. ErzĂ€hl sie mir, Holly!», forderte Frau MĂŒller sie auf.
«Arielle, die Meerjungfrau wĂŒnschte sich nichts sehnlichsteres als einen Christbaum. Poseidon, der Gott der Meere, erfĂŒllte ihr den Wunsch und fragte neugierig: ‘Arielle, wie gedenkst du den Baum zu schmĂŒcken?’ Ach nichts leichter als das, antwortete Arielle: ‘Ich hĂ€nge Oktopusse, Quallen, Seepferdchen und Wassertropfen an die Äste.’
«Großartig Holly. Aber jetzt mĂŒssen wir gehen, das Museum schließt in ein paar Minuten.»
Auf dem Heimweg las Holly das Zitat vom 20.12.: Es geht uns mit BĂŒchern wie mit den Menschen. Wir machen zwar viele Bekanntschaften, aber nur wenige erwĂ€hlen wir zu unseren Freunden. Ludwig Feuerbach
Holly las den Spruch noch einmal. Ob ich die Adresse doch löschen sollte?

Die Geschichte ist eine Mischung aus MÀrchen und RealitÀt!

Titelbild: ‚Eau Tannenbaum‘, Museum WĂŒrth, Rorschach

© Marianna Vogt 2024-12-20

Genres
Romane & ErzÀhlungen
Stimmung
Abenteuerlich, Hoffnungsvoll, Inspirierend
Hashtags