Schreibblockade

Vic-Nova Lenk

von Vic-Nova Lenk

Story

Ich habe ein Problem, ich habe eine massive Schreibblockade. Ich bin einfach grad psychisch viel zu stabil, um Poetry Slam Texte zu schreiben. Die ganzen letzten Jahre habe ich Inspiration aus meinen dunkelsten Zeiten gefunden. Doch jetzt ist nur Sonne und Wärme an dem Platz, wo Dunkelheit herrschte.

Meine Emotionen fließen so synchron miteinander wie eine Boyband auf einer großen Bühne. Wenn man sich die Bühne bildlich vorstellt, sieht man all meine Gefühle scheinen. Niemand steht einem im Weg, niemand versteckt sich. Sie stärken und unterstützen sich gegenseitig.

Das beste Beispiel hier ist meine Angst. Noch vor einem dreiviertel Jahr präsentierte sie sich riesig – so groß, dass man dachte, sie sei der Bühnenvorhang. Überdeckte dabei ganz viele andere Gefühle und hat die Bühne beherrscht.

Angst vor dem Versagen.

Angst vor dem Ungewissen.

Angst das alles nicht zu schaffen.

Angst mich zu verlieren.

Wenn man jetzt die Angst auf meiner emotionalen Bühne betrachtet, würde man sie kaum noch erkennen. Nicht weil sie nicht mehr da ist, das ist sie und wird es immer sein. Viel mehr aber, weil sie in ein kleineres Kostüm geschlüpft ist und nie alleinsteht. An ihrer Seite ist mein Wille alles zu überwinden und mein Glaube an mich selbst. Sie gehen sicher, dass die Angst genug Bühne bekommt und gleichzeitig nie wieder das Ruder in die Hand nimmt.


Ähnlich ist es mit meiner Wut. Wie laut und präsent diese noch vor geraumer Zeit war. So viel Wut, dass sie schon ins Publikum überging, weil auf der Bühne zu wenig Platz war. Wut auf alles und jeden vor allem aber an mich gerichtet.

Wut darüber zu laut zu sein. Zu viel zu sein. Zu viel zu wollen.

Wut ist zwar noch immer da aber nachvollziehbare, wenn zum Beispiel jemand direkt nach einem Rolltreppenaufgang stehen bleibt.

Aber die Wut mir gegenüber? Eher weniger – Ich bin weder zu laut! Noch bin ich zu viel! Und ich kann niemals genug im Leben wollen!

Selbst meine Wut gibt mittlerweile zu, dass ich doch ziemlich cool bin.

Versteht mich nicht falsch, ich bin sehr dankbar nicht mehr unter schweren depressiven Episoden zu leiden, meinen Alltag ohne medikamentöse Unterstützung zu meistern und das mein erster Gedanke nach dem Aufwachen nichts mehr mit Selbstverletzung zu tun hat.

Meiner Schreibblockade hingegen bringt sich das aber relativ wenig, wie ihr seht.

© Vic-Nova Lenk 2024-08-08

Genres
Biografien
Stimmung
Emotional