Schreiben

Andreas Dörr

von Andreas Dörr

Story

Der Versuch. Nein das Schreiben selbst in seiner innersten Form nach außen dringen zu lassen, ist das, was mich antreibt. Gebe es das Schreiben nicht, gäbe es mich nicht. Gäbe es mich nicht, gäbe es dann das Schreiben? Sicherlich in einer anderen Form wie ich es kenne. Das bedeutet aber nicht, das ich schreibe und schreiben nur existiert, wenn oder falls ich existiere. Existenz in seiner Schreibform existiert weiter, auch wenn niemand mehr da ist der es liest oder es aufschreibt. Soweit ich mich erinnern kann, habe ich immer geschrieben. Irgendwie. Sei es auf ein Blatt Papier oder sei es in meinem Kopf mit Gedankenstift in meine Gedanken auf Gedankenpapier. Hält aber nicht für die Ewigkeit. Ewigkeit! Das ist es doch! Man will hier ewig bleiben. Man will etwas hinterlassen. Man ist so egoistisch gegenüber dem Leben und der Natur, das man unbedingt etwas hinterlassen möchte, auch wenn die Natur will, das man nicht mehr auf Erden wandern soll. Ich will! Ich will! Ich will aber noch hier bleiben! Ich möchte nicht gehen! Schreiben ist der infantile Versuch, ein Stück von sich selbst in der Welt zu lassen. Ob die Welt will oder nicht! Schon sehr egoistisch und krank. Aber so ist das mit dem Schreiben. Egoistisch und krank.

Als würde es nur um einen selbst gehen. Um seine eigenen Gefühle und Gedanken. Macht man sich beim Schreiben – beim wirklichen Schreiben- eigentlich auch Gedanken um andere? Drückt man deren Gefühle aus? Eher nicht! Eher verletzt man sie, lässt sie dumm im Regen stehen. Weil sie nicht verstehen oder auch verstehen wollen, was man hier schreibt. Was man von ihnen will! Dabei will man nicht viel! Nur, das jemand zuhört. Das jemand merkt, man sitzt hier in einem Käfig, schaut nach außen aber niemand schaut zu einem rein. Man interpretiert das, was man hört, denkt, fühlt aber niemand sieht es. Niemand sieht den Menschen in seinem Käfig, der verzweifelt versucht sich zu retten. Sich mitzuteilen, damit er vielleicht gerettet wird. Manchmal aber nur manchmal und sehr selten bleibt jemand vor diesem Käfig stehen…hört…schaut und blickt dich plötzlich an. Dieser öffnet die Tür, kommt herein, schaut dich an und spricht: Ich verstehe dich! Ich hab zugehört. Komm! Nimm meine Hand ! Nur dies eine mal. Lass es geschehen. Spüre die Wärme meiner Hand. Spüre das Vertrauen. Schreibe über diese eine Hand über dieses eine Gefühl. Umarme dieses Gefühl. Mach, was du willst mit diesem Gefühl…. Schreibe!

© Andreas Dörr 2022-11-02

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