Schreiblust

Fast vier Wochen durchgehend Regen. Und das in Andalusien. Ein wunderbares Gefühl, wenn man weiß, dass sich die Stauseen wieder füllen und die kommende Hitzeperiode uns nichts anhaben kann. Wir sind noch mal davongekommen, in den Städten wird das Wasser nicht wieder abgestellt werden, die Strandduschen sind einsatzbereit und die Ernten gerettet. Wenn es dann jedoch zu viel wird, Straßen sich in reißende Flüsse verwandeln, die alles mit sich reißen, Menschen und Tiere zu Schaden kommen, dann ist es Zeit, dass ich meinen afrikanischen Wettergott unter dem Bett verstecke. Seine geschnitzte, vom Wetter ausgebleichte erhobene Holzhand, die den Regen herbeiruft, hat seine Schuldigkeit getan. Ob es Zufall oder doch seine Zauberkräfte waren – so langsam lässt der Regen nach. Trotzig schieben sich manchmal nachts noch Wolkenberge näher, die sich dann aber entkräftet auflösen und höchstens einen kurzen Nieselregen produzieren. In der Ferne grollt noch ein letzter Donner, dann ist Schluss. Am nächsten Morgen blank geputzter, klarer Himmel und eine Sonne, die bereits an den Sommer denken lässt. Alles blüht und duftet, plötzlich sind die Bienen wieder unterwegs, Geckos und Eidechsen kriechen unter Wurzeln und hinter Dachbalken hervor und genießen die Wärme.

Während dieser vergangenen grauen Tage hätte man ja Zeit gehabt, so viele Dinge zu tun, die man schon unendlich lange vor sich hergeschoben hat. Also in meinem Fall: Ich habe gerade mal die Hälfte davon erledigt. Schrank aufräumen, Papiere ordnen, Bücher sortieren. Das war es dann auch schon. Die düsteren Tage hatten sich auf mein Gemüt gelegt und auch düstere Gedanken hervorgebracht. Plötzliche Zukunftsängste, geschürt vom Weltgeschehen, vom Alter, von der Endlichkeit des Lebens.

Und dann, von einem auf den anderen Tag, habe ich meinen dunklen Umhang abgeworfen. Etwas Kreatives sollte entstehen! Mein Partner, mit jahrzehntelanger Erfahrung als Lektor und Autor, hat die zündende Idee: Schreibseminare wollen wir auf die Beine stellen. Mit Feuereifer machen wir uns an die Planung. Eine Website entsteht, Marketingmöglichkeiten, Formulierungen, Programme werden besprochen, wieder verworfen und neu gestaltet. Was kümmert uns das Wetter! Am Ende der dunklen Tage erhebt sich wie Phoenix aus der Asche, unser „Schreibseminar in Andalusien“. „Von der Idee zum Buch. Unsere Schreibseminare bieten Dir endlich die Gelegenheit, die Ideen die Du schon lange im Kopf hast, zu verwirklichen.“ So heißt es auf unserer neu gestalteten Website. Ein Radio Interview in Marbella folgt, sowie ein ganzseitiger Artikel in der hiesigen SUR DEUTSCHE Zeitung. Jetzt kann’s losgehen, Mai, Juni und September sind unsere ersten Termine!

Gerade kommt die Sonne wieder hervor und signalisiert Aktivität, Willenskraft, Wachheit und klares Denken. Jetzt kann nichts mehr schiefgehen!