Mit der Entwicklung der Quantentheorie zu Beginn des 20. Jahrhunderts schuf Max Planck versehentlich ein Konstrukt, über welches mehr spekuliert wurde, als über Aktien an der Börse. Physiker, die in das Geschäft einstiegen, mussten damit rechnen, mit nichts rechnen zu müssen. Alles schien möglich. Zumindest, bis die Wissenschaft zur Legislative wurde und auch hier, auf (sub-) atomarer Ebene, Regeln setzte. Einer dieser gesetzgebenden Götter hieß Erwin Schrödinger, der 1935 an die Grenzen experimenteller Ressourcen stieß. Wie er zu seiner Idee gekommen ist, blieb bisher unbekannt.
Schrödinger: „Ich heiße Sie willkommen, Niels!“
Bohr: „Lassen Sie uns diese Formalien unterlassen, Herr Schrödinger. Ich habe nicht den weiten Weg zu Ihnen nach Österreich auf mich genommen, um in Ihrem Labor beim Tee über Gott und die Welt zu plauschen. Nein, Sie sprachen von einer Innovation, die meine Kopenhagener Deutung um einiges erweitern könnte.“
Schrödinger: „Selbstverständlich. Haben Sie die Ratten dabei, um die ich Sie gebeten hatte?“
Bohr: „Nein, wie kommen Sie denn darauf?“
Schrödinger: „Weil ich um die Ratten in einem Brief an Sie gebeten hatte. Kam er nicht an?“
Bohr: „Doch, den Brief habe ich gestern erhalten. Und ich schrieb Ihnen unverzögert zurück, dass mir die Laborratten ausgegangen sind.“
Schrödinger: „Wissen Sie, wie schlecht der Briefempfang in Österreich ist? Die Postwagen fahren bei uns noch mit Kupferrädern, während andere Länder über Glasfaserräder verfügen.“
Bohr: „Haben Sie keine Katze, die Ratten fängt?“
Schrödinger: „Meine Katze ernährt sich vegan.“
Bohr: „Und ich ernähre mich vom Brot, welches ich durch meine Errungenschaften verdiene. Wenn das Vieh, welches Ratten beschaffen soll, keine bringt, muss das Tier eben selbst ran.“
Missgelaunt brachte Schrödinger einen Karton herbei, in dem sich seine Katze befand.
Schrödinger: „Ich musste sie in diese Transportbox einsperren, damit sie uns nicht entwischt.“
Bohr: „Wieso ist die Kiste dann mit ‚Achtung: Tödliche Chemikalien enthalten‘ beschriftet?“
Verdutzt blickte Schrödinger auf das abgenutzte Etikett der Box und realisierte, dass er soeben seine Katze tötete… oder vielleicht auch nicht?
Schrödinger: „Bevor meine Katze in die Schachtel kletterte, konnte ihr Zustand mit ‚lebendig‘ beschrieben werden. Wieso sollte sich ihr Zustand nur wegen eines anderen Ortes ändern?“
Bohr: „Weil an diesem Ort Gift steht. Sie ist tot!“
Schrödinger: „Anscheinend kommen wir auf keinen gemeinsamen Nenner. Schließen wir daher einen Kompromiss und gehen den besten Mittelweg: Sie ist beides. Ich muss nachgucken, um den endgültigen Zustand festzustellen.“
Bohr: „Na los! Wir sehen dann, wer recht hat.“
Schrödinger: „Aber die Katze hat/hatte einen besonderen Platz in meinem Herzen. Würde ich in die Kiste schauen, so würde der Überlagerungszustand zusammenbrechen und ich der traurigen Wahrheit in die Augen blicken.“
Bohr: „Spätestens nach vier Wochen ist das Tier verhungert und ohnehin umgekommen.“
Schrödinger: „Stimmt. Das gefiele den Tierschützern gar nicht, dazumal die Wissenschaft sowieso wegen ineffizienter Nutzung von Ressourcen an den Pranger gestellt wird. Vergessen wir die Sache! Es gab nie eine Katze! Wir verkaufen die Idee als Gedankenexperiment.“
Bohr: „Was ist mit jenen, die fragen werden, warum wir ausgerechnet eine Katze wählten?“
Schrödinger: „Ich bin Physiker! Diejenigen, die mich nicht verstehen, werden mich unter allen Umständen für verrückt halten. Und die, die mich verstehen, sind selbst nicht dicht im Dach. Wir reden immerhin über Quantenphysik.“
© Mittag_wie_Frühstück 2024-06-03