Schubladendenken – nein danke

Ich erlebe es in letzter Zeit verstärkt und immer wieder, es gibt ganz klare Vorstellungen in der Gesellschaft, wie Mann oder Frau zu sein hat. Entspricht Mann oder Frau dieser Vorstellung, steht man hoch im Kurs. Die Aufgaben eines jeden Einzelnen sind genau definiert und festgelegt, von wem auch immer. Und es gilt, diese Aufgaben und Pflichten genau und geteilgetreu auszuführen. Am besten sind diejenigen angeschrieben, welche ohne viel Nachzudenken, und in absoluter Selbstaufgabe diese sogenannten Aufgaben so erledigen, wie es die Gesellschaft vorsieht. Das allgemein dominierende Bild von der verschiedenen Rollenverteilung ist in den meisten Leuten verankert, das Alter spielt dabei eine untergeordnete, aber keine wesentliche Rolle. Mit dem Bild vom Heimchen am Herd als der zentralen Rolle der Frau konnte ich mich noch nie anfreunden. Ich bin der Meinung, dass man als Frau durchaus verschiedene und vielfältige Wege gehen kann. Und selbst als Mutter. Ich höre in letzter Zeit immer öfter: Du hast zwei Kinder, und du solltest, du musst…Ich führe ein sehr zurückgezogenes Leben, und ich bin für meine Kinder, die ich sehr liebe, da. Schon bevor ich Kinder hatte lag es mir fern, auf Parties oder in die Disco zu gehen, ich verband meine Leidenschaft für das Tanzen lieber mit stiller Einkehr im Kloster, eine durchaus ungewöhnliche Mischung, aber kreativ und vereinbar! Ich nehme keine Drogen, habe keine One-Night-Stands und stecke meine Nase lieber in ein gutes Buch als in die Angelegenheit fremder Leute. Und doch höre ich immer wieder, du solltest, du musst, du kannst doch nicht…Auch und gerade mit Kindern ist es möglich, fremde Länder und Kulturen zu entdecken. Die Gesellschaft zwingt dich hinein in ein System, aus welchem es nur schwer auszubrechen möglich scheint. Was spricht dagegen, mit Kindern und Hund in einem Wohnmobil um die Welt zu fahren? Ist es wichtiger, dass jedes Ding an seinem Platz liegt oder dass jeder Mensch seinen Platz im Leben findet? In einer großen Freiheit sollte jeder so sein können, wie er ist, und nicht, sich verbiegen müssen, um einer Rolle zu entsprechen. Ich glaube nicht, dass Frau ein schlechter Mensch und Mutter ist, wenn sie nicht der Norm von langen, naturfarbenen Haaren entspricht, wenn Frau den Mut hat, ihre Meinung zu äußern und nicht zu allem Ja und Amen zu sagen. Was gibt es Schöneres, als mit seinen Kindern am Strand entlang zu spazieren, den Sand unter den Füssen und den Blick auf das weite Meer gerichtet? Nach vielen Jahren Psychoterrors meines “Mannes” habe ich mich verliebt. Ein langjähriger Freund von mir hat sich deswegen abgewandt. In meiner Situation wäre kein Platz für Gefühle. Ich könnte mich ja später noch verlieben. Ja klar, weil man Gefühle auch in der Weise steuern kann. Nach jahrelangen Demütigungen seitens meines “Mannes” hast du mir meine Würde zurückgegeben. Ich spüre wieder, dass ich lebe. Bei dir darf ich ganz ich selbst sein, ohne Schubladendenken. Danke, dass es dich gibt