von MonaLena
Wir trafen uns ganz traditionell am letzen Tag nach der Zeugnisvergabe. Graz, „Eustachio Gründe“, die alljährliche Schulschluß-Party war angesagt. Das Gebiet war ruhig, zwischen Bäumen lagen kleine Weiher, Spazierwege und mittendrin die Wiese, auf der wir unsere illegalen Feste feierten. Die letzte Party hatte ich ja versäumt, dank meinem Mopedunfall, aber diesmal war ich von Beginn an dabei. Und es sollte wieder mal legendär werden!
Beim Aufbau der Zelte inhalierten wir zum Zeitvertreib Butangas. Ich mochte das nicht, es löste ein lautes Geräusch in meinen Ohren aus. Den Druck der Peergroup darf man aber nicht unterschätzen, also machte ich mit! Die Gefährlichkeit dieser Baby-Droge war uns allen nicht ganz klar. Ich bekam davon sowas wie das „Fortuneteller-Syndrom“ und konnte mit beängstigender Genauigkeit vorhersagen, was in den nächsten Minuten passieren würde. Nicht gut für die Psyche!
Zu späterer Stunde tranken wir. Alles was da war, alles kreuz und quer gemischt, alles was irgendjemand mitgebracht hatte. Meine Freunde tranken immer viel und ich wollte keine Ausnahme sein. Schlechten Einfluss will man in diesem Alter nicht sehen! Gegen Mitternacht entschloss ich mich zu einem kleinen Spaziergang und watete barfuß durch das kniehohe Wasser eines ruhigen Teiches. „Wir müssen sie retten! Schauts! Sie bringt sich um…“, hörte ich vom Ufer aus einen Freund nach seinen Kumpels rufen. Schon waren sie bei mir, schleppten mich aus dem Wasser, stolperten, zerrten mich weiter und ich war nass bis über beide Ohren! „Seid ihr wahnsinnig!“, schimpfte ich. „Ich wollte nur ein wenig Ruhe!“
Nackt hüllte ich mich in meinen Schlafsack, legte mich in mein Zelt zum Aufwärmen und nickte rasch ein. Meine Kleider hingen zum Trocknen beim Lagerfeuer. Geweckt wurde ich von lautem Geschrei: „Die Bullen sind da! Macht das Feuer aus!“ Ich öffnete das Zelt, hüpfte im Schlafsack hinaus und stand direkt zwei Polizisten gegenüber. Hinter mir schälte sich verschlafen und stockbetrunken mein Freund aus dem Zelt. Er sah die beiden an, lachte lauthals und lallte: „Geil! Was habts ihr denn für witzige Kapperln auf!“
Mein Blick wanderte zum Lagerfeuer. Da standen zwei Jungs, die meine Kleidung in die Flammen warfen, um sie damit zu ersticken! Unglaublich! Die Polizei begnügte sich damit, dass wir das Feuer löschten und zog mit einer Verwarnung wieder ab. All die Namen der besoffenen Jugendlichen zu notieren, geschweige denn sie in dem Gelände zu finden, war ihnen vermutlich zu viel Arbeit.
Morgens stand eine kleine Restalk-Gruppe am Jakominiplatz im Regen. Darunter ich, meinen Schlafsack als Regenschirm um Kopf und Schultern gelegt, nur einen Schuh an und in geborgter Kleidung von verschiedenen Leuten, die ich nicht mal alle kannte. Und ohne Unterwäsche!
„Okay dann… bis bald!“, und jeder trabte in eine andere Richtung nach Hause. Zum Glück waren die Sommerferien immer lang genug, um sich von der Schulschluß-Party wieder zu erholen!
© MonaLena 2019-04-11