Schuster, bleib bei deinem Leisten oder so…

Monika Bayerl

von Monika Bayerl

Story

Fehler Nummer eins:

Es ist zwölf Uhr Mittag, es hat 30 Grad Außentemperatur und ich stehe vor dem heißen Backrohr. Morgen brauche ich einen Kuchen. Beim Wichteln im Lehrerkollegium habe ich ein Sommer-Geburtstagskind gezogen. Zum Backen ist dieser Julitermin denkbar schlecht gewählt, noch dazu drei Tage vor dem Zeugnis. Mir rinnt der Schweiß. Ich sage nur: Ein Unglück kommt selten allein.

Fehler Nummer zwei:

Wieso habe ich mich für Omas Über-drüber-Kaffee-Schnitten entschieden, wenn doch ein einfacher Guglhupf auch lecker schmeckt? Es wäre hilfreich gewesen, den Spatz in der Hand zu genießen, als die Taube auf dem Dach zu verfolgen.

Fehler Nummer drei fällt unter die Kategorie:

Zu früh gefreut. Mein Backwerk glänzt wie ein Honigkuchenpferd und hat die perfekte Farbe, über das gesamte Blech wunderschön gleichmäßig aufgegangen. So soll es sein! Ich gebe ihm zwei Stunden zum Auskühlen. Als ich wieder einen Blick darauf werfe, setzt mein Herzschlag kurz aus: Mein Kuchen hat Schweißperlen angesetzt und wirkt arg in Mitleidenschaft gezogen.

Was uns zu Fehler Nummer vier führt:

Ändere nie ein erprobtes Rezept ab! Aber… Ich musste einfach! Wenn laut Angabe 400 Gramm Zucker in den Teig gehören, sträubt sich mein ernährungsbewusstes Gewissen und ringt mir eine Verminderung um 25 Prozent ab. Ob der Kuchen deswegen ein wenig unförmig dreinschaut? Ich tröste mich: Noch ist nicht aller Tage Abend!

Fehler Nummer fünf:

Die Erfahrung hätte mich ausreichend gelehrt, dass eine Creme mit Gelatine erst nach einigen Stunden im Kühlschrank zu einem statisch belastbaren Stockwerk aushärtet. Wie kann man da vorher schon die obere Teighälfte aufsetzen? Ein Ding der Unmöglichkeit! Ich brauche dringend ein Außengerüst, flitze ins Büro und krame einen brauchbaren Rest Karton hervor, schneide zwei Bahnen ab und wickle sie in Alufolie. Vorsichtig von allen Seiten angepresst, quillt die saftige Creme unten wieder raus. Na, toll!

Ein schwacher Trost: Gut Ding will Weile haben. Jaja. Und Übung macht bekanntlich den Meister. Aber ich sag euch eines: Mir kann man kein X für ein U vormachen. In diesem Leben werde ich keine Zuckerbäckerin mehr, mit Verlaub!

© Monika Bayerl 2021-07-06

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