Es gibt unzählige „Der Tag, der mein Leben änderte“-Geschichten. Ja, auch ich habe eine dieser Storys auf Lager. Natürlich inklusive einem obligatorischen „Von einer Sekunde auf die andere“-Moment. Inklusive schwarzer Löcher, Höhen und Tiefen, Aussichtslosigkeit und Lichtblicken. Und ja, auch ich bekomme durch eben diese Geschichte, meine Geschichte, immer wieder zu hören, wie inspirierend ich sei, wie mutig, welch ein Vorbild. Ich will jedoch weder hochgelobte, inspirierende Meisterin des Schicksals sein, noch arme, bemitleidenswerte Behinderte. Vielleicht kann ich durch meine Geschichte, durch meine Erkenntnisse und meinen Weg ein bisschen dazu beitragen, mehr Liebe, Herzlichkeit und Farbe zu verbreiten. Das würde mich freuen.
Aber was hat es nun mit dieser Schneekugel aus dem Titel auf sich?
03. Februar – ein Datum, das für mich wohl für immer eine Bedeutung haben wird. Es ist nämlich das „Der Tag, der mein Leben änderte“-Datum. Von einer Sekunde auf die andere hat sich vor nunmehr 12 Jahren mein Leben im wahrsten Sinne des Wortes auf den Kopf gestellt. Bei einem mehr als unspektakulären Sturz beim Snowboarden habe ich mir den 6. Halswirbel gebrochen und das Rückenmark wurde von den Knochensplittern durchtrennt. Resultat: komplette Querschnittslähmung von den Schultern abwärts. Erkenntnis: Wenn ich etwas mache, dann gleich richtig. Was folgte waren Intensivstation, Lungenkollaps, Krankenhauskeim, monatelange Reha, das Wiedererlernen von einfach allem, Tränenstürme und nicht nur ein freier Fall ins Schwarze.
Mit meinem Schicksal arrangiert, lebte ich dann jahrelang in meiner Schneekugel. Da gab es diese ruhigen Phasen. Ohne Schneefall, ohne Erschütterung. Mit Freude, Zuversicht, Positivität und Glück. Doch dann, urplötzlich, aus dem Nichts, zogen Stürme auf. Meine Schneekugel wurde heftig geschüttelt und das kühle, schwere Nass begrub mich unter der Dunkelheit. Die Lebensenergie mit jedem schwachen Atemzug raubend.
Mich für das Licht, die Sonne und Wärme entscheidend, begann ich eine Reise zu mir selbst. Entdeckte den Buddhismus, die Achtsamkeit, Akzeptanz, Selbstliebe und die Kreativität.
So führe ich heute ein Leben auf der von mir gewählten Sonnenseite. Kunterbunt, strahlend, erfüllend. Mit viel Liebe und Gelassenheit im Herzen. Ab und an kommen sie auch jetzt noch, diese Abstecher in den Schatten. Aber mit dem Bewusstsein, dass auch schwere Zeiten, Trauer, Wut, Angst und Schmerz ihre Berechtigung haben. Nach dem Sturm folgt oft ein Regenbogen. Und dann Sonnenschein. Immer.
© Tina Hötzendorfer 2020-05-16